Leserbriefe

Nürtingen braucht eine Baumverordnung

Kuno Giesel, Nürtingen. Zum Artikel „Breite Zustimmung für Wasen-Bebauung“ vom 19. Dezember. Die Würfel sind gefallen – für mehr Wohnraum, gegen die Natur. Und die Bevölkerung ist wieder gespalten, Nürtingen konnte keine Kompromisse schaffen; wie schon beim Wörth oder auch beim Hotelbau am Neckar mit zum Beispiel nur einer einzeiligen Bebauung (da besteht jedoch noch Hoffnung). Beim Wasen-Areal wäre der Erhalt eines Großteils der alten Bäume ein kleiner Kompromiss gewesen. Aber da müssen die Bäume einer Tiefgarage weichen, die man wohl nicht anders planen kann (möchte?). Und später weicht ein (großer?) Teil der alten, großen Bäume entlang des Neckars dem Hochwasserschutz, was für viele auch nicht nachvollziehbar ist. Eine Sanierung der alten Gebäude mit einer Aufstockung wäre sicherlich auch eine Option gewesen. Angeblich nicht viel billiger, aber sicherlich nachhaltiger. Aber dafür war der Zug wohl schon abgefahren, es wurde schon zu viel Zeit/Geld in die Neubaupläne gesteckt.

Weshalb es wohl keinen Einspruch von den Bürgern gab? Ich ging immer davon aus, dass es Landessache ist und wir Bürger nichts zu sagen haben. So kam es zumindest bei mir an. Wenn ich das Thema in verschiedenen Foren im Internet gesehen habe, hatte ich mich immer gegen die Pläne geäußert, für den Erhalt eines Großteils der alten Gebäude. Besonders das ehemalige Schwesternheim, welches ich mir auch gut als Studentenwohnheim vorstellen kann.

Mit unserem neuen OB sind wir auf einem guten Weg zu mehr Transparenz. Bei der Wasen-Bebauung hätte ich mir noch etwas mehr Informationen in den öffentlichen Medien gewünscht, denn nicht jeder hat immer Zeit für Info-Veranstaltungen. Wie die Gebäude werden sollen, war schon lange bekannt. Das mit der Tiefgarage war mir neu, obwohl ich immer sehr interessiert an dieser Planung war. Auch die genauen vertraglichen Verhältnisse hat unser alter OB wohl lange unter Verschluss gehalten. Es wäre auch interessant zu wissen, welche 16 Bäume erhalten werden sollen. Oder geht es da wie am Schillerplatz, wo „überraschend“ doch ein weiterer, kranker Baum gefällt wurde ?

In Las Vegas wurden vor zwei Jahren mehrere große Palmen in übergroße Töpfe umgepflanzt, um Platz für die Zufahrt zu einer Baustelle zu bekommen. Dieses Jahr stehen sie wieder an der alten Stelle. Auch in Stuttgart hat man einige der alten Bäume, die wegen S21 weichen mussten, aufwendig umgepflanzt. Es ist viel Aufwand. Wenn man die Bäume in der Alleenstraße betrachtet, die nun fast 20 Jahre dort mehr oder weniger gedeihen, und dann an die alten Kastanien zurückdenkt, wie mächtig die waren (vergleichbar der Bäume bei der Stadthalle) . . . diesen „Eindruck“ werden viele von uns nicht mehr erleben. Einige Nürtinger (besonders im GR) scheinen für den Erhalt alter Bäume kein großes Interesse zu haben, oder haben das Thema Klimawandel noch nicht richtig verstanden. Sonst gäbe es vielleicht schon längst eine Baumverordnung, wie es andere Gemeinden schon lange haben.

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