Leserbriefe

Kopfbahnhof jetzt retten

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Stuttgart wegen S 21 abgehängt vom Halbstundentakt?“ vom 19. Juni. 25 Jahre nach der Bahn-„Reform“ 1994 sind die Probleme der Deutschen Bahn fast nicht mehr zu beherrschen, meint der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann jetzt im Juni 2019. Die Bahn wurde damals mit Steuermilliarden komplett entschuldet, als Aktiengesellschaft „privatisiert“, aber zu 100 Prozent im Bundesbesitz belassen. Danach wurde die Bahn von Regierungen, Parlamenten und großzügig entlohntem Management „legitim“ mit neoliberaler Politik in die neue Katastrophe geführt. Trotz neuer 20-Milliarden-Schulden beim Steuerzahler wurden keine Probleme gelöst, aber viele neu geschaffen: Das Bahnpersonal wurde halbiert, das Schienen- und Weichennetz drastisch abgebaut und ein unbeherrschbarer „Global Player“ als Profit-Konzern geschaffen. Eine der Fehlgeburten dieser falschen Bahn- und Verkehrspolitik ist „Stuttgart 21“. CDU-Ministerpräsident Teufel und andere nannten es damals „Leuchtturmprojekt“. Jetzt ist die S21-Leuchte wohl endgültig am Erlöschen, denn mit dem „Bahn-Deutschlandtakt“ nach bewährtem Schweizer Vorbild wird Stuttgart und die Region „abgehängt“, wie Thomas Wüpper in drei Artikeln in der Nürtinger Zeitung ausführlich und sachkundig schreibt. Auch der SWR hat über eigene Recherchen entlarvend berichtet und Interviews zeigen die Hilflosigkeit von Politikern, die S21 viele Jahre bedenkenlos oder angeblich grün-kritisch begleitet haben. Der CDU/CSU-Staatssekretär Steffen Bilger träumt weiter vom „modernsten Bahnhof“, während die Grünen mit Verkehrsminister Hermann und MdB Gastel sich immer noch hinter der manipulierten Volksabstimmung verstecken und dem Volk die Schuld zuschieben. Dabei hat sich das Volk mit dem berühmten „Widerstand gegen Stuttgart 21“ und mittlerweile 468 Montagsdemos nicht nur mutig gewehrt, sondern sachkundig und engagiert die bessere und viele Milliarden billigere Lösung erarbeitet: Umstieg 21. Alle Verantwortlichen in Politik und Bahn kennen diese vernünftige Lösung, mit der Stuttgart nicht mehr abgehängt wird wie bei S21 mit nur acht Gleisen im Tiefbahnhof. „Mehr Verkehr auf die Schiene“ mit Anschluss an den Deutschland-Takt ist in Stuttgart und der Region problemlos möglich auf den vorhandenen 16 Gleisen in dem bewährten, modernisierten Kopfbahnhof – man muss es nur wollen.

Zur Startseite