Leserbriefe

Jeder hat Einfluss auf unser Klima

Stephan Burghardt, Frickenhausen. Zum Artikel „Schüler haben Angst um die Zukunft“ vom 16. März. Nicht nur Schüler haben diese, nein, auch vielen Erwachsenen ist sie bekannt, die Angst um das Klima der Zukunft. Dass die Schüler/-innen ein- bis zweimal für solch eine Demo in Stuttgart vom Unterricht befreit werden, halte ich für angemessen. Eine gute „Schule“ für das Erproben der eigenen Demokratiefähigkeit. Wenn dies dann noch im Unterricht aufgearbeitet wird, umso besser. Lernen am lebendigen Beispiel. Da kann man nichts dagegen haben.

Allein, diese Demos retten das Klima nicht. „Don’t melt our future“ ist ein Appell an andere, an die Politik, die Erwachsenen und wen auch immer. Diese aber wissen schon alles, was hier gefordert wird. Und trotzdem ist es heute so wie es ist, leider. Woran klemmt’s? Daran, dass jeder beim anderen ansetzt und nicht bei sich selber. Nur wenn das Wort „Ich“ auf den Plakaten und Spruchbändern dieser Demos zu finden wäre, gäbe es einen Funken Hoffnung, dass sich etwas ändert und die jungen Demonstranten wären glaubhafter.

Zum Beispiel könnte dort zu lesen sein: „Bitte, liebe Politiker, setzt den Führerschein auf Probe erst mit 19 Jahren an und den normalen ab 20 Jahre. Ich will nicht zu früh verführt werden, vom Fahrrad aufs Auto umzusteigen. Bitte liebe Schulleitung, streicht alle Schüleraustausche, Schülersynfonie- und Chorreisen, Schullandheime et cetera, die nur mit dem Flugzeug zu machen sind. Ich (wir) fahre(n) nur Bahn. Bitte liebe Fluggesellschaften, nehmt keine Abiturienten mehr mit zu ,Work and Travel‘ nach Australien gleich nach dem Schulabschluss. Ich mache mein Freiwilliges/Soziales Jahr, meine Auszeit, gerne im Schwarzwald oder in Hamburg. Bitte liebe Politiker, verbietet den Onlinekauf, die verpackungswütigen Fastfood-Ketten, das Duschgel in der Plastikflasche. Ich verzichte darauf, dass diverse Paketdienste meine Heimatadresse per Kleinlaster wegen einem Paar Schuhe anfahren und auch auf den Kaffee to go. Die Hartseife – in der Dose wie früher – macht mich eigentlich genauso sauber.“

Das Klima rettet einzig und allein eine massive Verringerung der Verbrennung und Verarbeitung von Öl und Ölprodukten zu Land, zu Wasser und zu Luft, um nur einmal diesen Bereich hier zu benennen. Da – fast alle – diese damit zwangsläufig einhergehenden Lebensbeschränkungen, Arbeitsplatzverluste, Konsumrückgänge, Unbequemlichkeiten  . . .  aber nicht wollen, weil das moderne Leben so bequem und die heutige, westliche Lebensphilosophie so freiheitlich individuell und spaßorientiert geworden ist, auch bei der Jugend, sind die so ausgerichteten Demos eigentlich unnötig.

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