Leserbriefe

Fragen von Krieg und Frieden

Eugen Wahl, Nürtingen.

Mit der Aggression russischer Truppen in der Ukraine sind die Fragen von Krieg und Frieden auch auf lokaler Ebene wieder zum Thema geworden. Dabei fällt mir auf, mit welcher Einseitigkeit fast durchweg „Tauben“ und „Falken“ ihre Positionen vertreten.

In Ergänzung zur Kritik von George Kennan und Robert McNamara an einer NATO-Osterweiterung ließen sich noch weitere prominente Kritiker anführen wie etwa Egon Bahr oder Helmut Schmidt. Wenn in diesem Zusammenhang von einer Mitschuld der NATO an der „militärischen Spezialoperation“ Putins in der Ukraine argumentiert wird, muss ich gleichwohl daran denken, wie die russische Armee im Rahmen eines ursprünglich als „Polizeieinsatz“ deklarierten Krieges im Kaukasus unter anderem die tschetschenische Hauptstadt Grosny zusammengebombt hat! Und in Syrien hat sich die russische Luftwaffe zur Unterstützung des Regimes von Diktator Assad ebenfalls keine „humanitäre Zurückhaltung“ auferlegt“!

Vor diesem Hintergrund und angesichts der alltäglichen Schreckensbilder aus der Ukraine kann ich mich in der jetzigen Situation dem hehren Motto von „Frieden schaffen ohne Waffen!“ nicht anschließen.

Bei den in den Leserbriefen vorgetragenen sicherheitspolitischen Meinungsverschiedenheiten (Waffenlieferungen, Sondervermögen Bundeswehr et cetera) halte ich es mit Kevin Kühnert, dem Generalsekretär der SPD, der sich so positioniert hat: „Ich bin Anti-Militarist – aber kein Pazifist!“.

Wer einen etwas längeren Atem für Geschichte hat, sei auf den Harmel-Bericht von 1967 verwiesen, wo als offizielle NATO-Strategie formuliert wurde, dass sich in einem komplementären Ansatz in der Sicherheitspolitik Verteidigungs- und Dialogbereitschaft ergänzen müssten.

Damit ließe sich wieder Realpolitik machen – wobei als Komponente eines so verstandenen Sicherheitsbegriffes natürlich die zivile Konfliktbearbeitung unverzichtbar dazugehört!

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