Leserbriefe

Dreadlocks und die Friday-Aktivisten

Harald Sill, NT-Zizishausen. Zum Artikel „Fridays for Future lädt Musikerin aus“ vom 24. März.

Ich habe großen Respekt vor der „Fridays for Future“-Bewegung. Aber hier schießt Fridays for Future Hannover, nach meinem Dafürhalten, in seinem Bestreben, die Welt zu einem lebenswerteren und überlebensfähigen Ort zu machen, deutlich über das Ziel hinaus. Dreadlocks waren und sind mit Sicherheit genau das, was Fridays for Future Hannover in Dreadlocks sieht. Aber eben nicht nur oder ausschließlich.

Wie vieles im Leben ist auch die Bedeutung von Dreadlocks einem Wandel unterworfen. Und ich würde darauf wetten, dass bei den ersten Weißen, die angefangen haben Dreadlocks zu tragen, eine Menge dabei waren, die dadurch ebenfalls ein Zeichen des Widerstands setzen wollten. Sei es, um den Widerstand schwarzer Menschen zu unterstützen, oder ein Zeichen des eigenen Widerstandes gegen die Mainstream-Gesellschaft. Dass der Mainstream Dreadlocks als Modeerscheinung übernommen hat, kam erst später. Davon kann man halten was man will. Dreadlocks heutzutage ausschließlich die von Fridays for Future Hannover genannte Bedeutung zuzugestehen und alles, was sich da noch entwickelt hat, zu ächten, halte ich jedenfalls für unsägliches Schwarz-Weiß-Denken, bei dem aus einem Gesamtkontext ein Zeitraum/eine Bedeutung herausgegriffen und für alleingültig erklärt wird.

So wie es zum Beispiel auch mit dieser Mohren-Debatte der Fall ist und bei vielen politischen Themen auch. Und was heißt überhaupt kulturelle Aneignung? Kommt Fridays for Future Hannover vielleicht auch auf die Idee, die weltweiten Solidaritätsbekundungen für die Ukraine, bei der so viele Menschen, die nicht Ukrainer sind, mit den ukrainischen Nationalfarben gegen diesen Krieg demonstrieren, als eine unzulässige Aneignung zu bezeichnen? Und was soll ein geschützter Raum innerhalb der Klimarechtsbewegung darstellen? Ich hatte bislang nicht den Eindruck, dass die „Fridays for Future“-Bewegung so etwas wie ein Zoo ist. Sondern dass da sehr aktive und motivierte Menschen einen Dialog fordern und sich diesem stellen.

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