Leserbriefe

Die zwei Seiten der Medaille

Wolfgang Hassel, Neckartenzlingen. Zum Artikel „Fast niemand nutzt die Mietpreisbremse“ vom 8. Mai. Heute lese ich wieder an prominenter Stelle einen Artikel über die nicht funktionierende Mietpreis-Bremse. Dabei werden offensichtlich unbesehen die Zahlen übernommen, die der Mieter-Verein Stuttgart veröffentlicht.

Nicht ohne Grund gibt es jedoch im Mietspiegel keine von der Presse aufgeführte „durchschnittliche“ Wohnung. Es wird ausdifferenziert nach Größe, Lage, Ausstattung, Alter . . .  in einfach, mittel, gut und so weiter. Selbst innerhalb dieser Ausdifferenzierung werden dann Preisspannen angegeben. So kann man beispielsweise darauf kommen, dass eine Wohnung Baujahr 1985 bis 2009 bei mittlerer Ausstattung und mittlerer innerer Lage und einer Größe von 45 bis 70 Quadratmetern eben zwischen 8,30 und 11,20 Euro pro Quadratmeter gekostet hat.

Daraus zu schließen, dass alle Wohnungen in Stuttgart aber 9,75 Euro (den Mittelwert) kosten müssten, dazu muss man Vorsitzender des Stuttgarter Mieter-Vereins sein. Die Probleme der Mietpreis-Bremse sind jedoch: einerseits zwingt sie Vermieter, die bisher die Miete noch nicht erhöht haben, dazu, die Miete zu erhöhen, da diese ansonsten dauerhaft und auch bei einer Neu-Vermietung benachteiligt werden. Andererseits überlegt es sich doch jeder potenzielle private Erbauer von Gebäuden, ob es nicht wesentlich sinnvoller ist, Eigentumswohnungen zu bauen, da ja zu befürchten ist, dass die Einschränkungen der Ertragsmöglichkeiten, die auf die Besitzer von Mietswohnungen zukommen, nicht geringer, sondern größer werden. Mithin das Neubauen von Mietswohnungen unrentabel ist.

Weiterhin erfordert es mit Sicherheit einen gewaltigen Verwaltungsapparat, der die Angaben überprüft und zudem wird das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter sicherlich nicht dadurch gebessert, wenn jeder Mieter seinen Vermieter „mal auf Verdacht“ verklagen kann.

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