Leserbriefe

Die Not mit den Kita-Plätzen

Reinmar Wipper, NT-Roßdorf. Zum Artikel „Gute Noten für Kitas“ vom 17. Juni. Wenn nicht mal 50 Prozent der Eltern auf die aktuelle Elternbefragung antworten, dann fehlen alle, die mit dem Kita-Betrieb entweder nichts am Hut haben, enttäuscht sind, resigniert haben oder die Umfrage erst gar nicht lesen oder verstehen können. Und dann stolpert wieder mal eine Umfrage aus dem Rathaus über ihre bekannten handwerklichen Fehler. Der Rücklauf von 46 Prozent stellt bereits eine tendenziöse Auswahl dar. Repräsentativ ist sie nicht, trotz gegenteiliger Beteuerungen der Stadtverwaltung. Repräsentativ ist eine Umfrage nur dann, wenn die Stichproben zufällig gezogen sind. Freiwillige Teilnahme ist ehrenwert, aber aus Wohlwollen, Engagement und Pflichtgefühl motiviert. Somit fehlen 54 Prozent, die man für ein tatsächlich repräsentatives Ergebnis dringend bräuchte.

Im Roßdorf, bei uns im Haus, wohnt eine Mutter mit fünf Kindern. Drei gehen zur Schule, eine Tochter studiert. Die Jüngste kann den ihr vor einem Jahr angebotenen Kindergartenplatz nicht annehmen. Ohne Auto und Führerschein ist es der Mutter nicht möglich, morgens drei Schulkinder auf den Weg zu bringen und danach für die Jüngste vier Mal mit dem Bus zu fahren, pro Fahrt je zwei Mal umsteigen am ZOB.

Ich kenne den Fall, weil ich der Frau beim Schriftverkehr mit der Stadt geholfen habe. Gesetzlich seien drei Wegkilometer zumutbar, so die Dezernatsleitung im letzten Jahr. Für kommenden Herbst nun hat man dem Kind einen Platz in Oberensingen angeboten. Logistisch kein Haar besser als Neckarhausen.

Solange in der wohnortnahen Einrichtung kein Platz frei ist, weil dort Kinder aus anderen Stadtteilen betreut werden, stimmt etwas nicht. Betreuungstourismus ist kein Ruhmesblatt für die hochgepriesene Bürgernähe dieser Stadt. Und der Gemeinderat weiß vermutlich gar nichts von der Notlage.

Ob man das in diesem Rathaus jemals lernen oder gar begreifen wird?

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