Leserbriefe

Die Impfpflicht und Maskentragen helfen

Dr. Rainer Graneis, Nürtingen (Pandemiebe- auftragter der Kassenärztlichen Vereinigung für den Landkreis Esslingen). Zu den Leser- briefen „Masken tragen und die Inzidenzen“ und „Jede Generation hat auf viel verzichtet“ vom 16. April.

Im Leserbrief „Jede Generation hat auf viel verzichtet“ wird zitiert, dass 90 Prozent der Coronatoten über 60 und die Hälfte davon ungeimpft sind. Wenn man dagegen rechnet, dass in dieser Altersgruppe zwölf Prozent nicht geimpft sind, zeigt das sehr eindrücklich, wie wirksam diese Impfung ist: wäre die Impfung ohne Effekt, müssten in der Gruppe der Ungeimpften elf (zwölf Prozent von 90) verstorben sein und in der Gruppe der Geimpften 79 (88 Prozent von 90). Tatsächlich sind jedoch 45 Tote in jeder Gruppe zu beklagen.

Einfacher ausgedrückt: in diesem Beispiel hätten im besten Fall 34 Leben gerettet werden können, wenn alle geimpft wären. Aus diesem Grund wäre eine altersbezogene Impfpflicht, die leider an der Parteitaktik gescheitert ist, eine sinnvolle Maßnahme gewesen.

Zudem ist die Virusausscheidung bei Personen, die trotz Impfung eine Coronainfektion haben, kürzer als bei ungeimpften Personen mit dieser Infektion (RKI).

Im Leserbrief „Masken tragen und die Inzidenzen“ werden die „gefährlichen Spritzen“ genannt, mit denen vermutlich die Impfstoffe gemeint sind. In Deutschland wurden bisher 172 Millionen Impfdosen verabreicht, wobei die Rate an Verdachtsfällen von schwerwiegenden Nebenwirkungen unverändert bei 0,2 pro 1000 Impfungen liegt, also eine pro 5000 Impfungen. Die Gefahr, an Covid schwer zu erkranken oder zu sterben, ist deutlich größer, ebenso die Zahl der Long Covid-Patienten, die unter den Langzeitfolgen der Infektion leiden.

Ich bin sehr froh, dass es noch viele Menschen gibt, die ihre Maske tragen, da der Nutzen dieser Maßnahme eindeutig ist. Während die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem Infizierten anzustecken, mit FFP2 Masken in geschlossenen Räumen nach 20 Minuten im Bereich unter einem Prozent liegt, ist sie ohne Masken bei annähernd 100 Prozent unter den gleichen Voraussetzungen.

Nicht nur die Ansteckung mit dem Coronavirus kann dadurch eingedämmt werden, auch andere Infektionskrankheiten traten wesentlich seltener auf, wie man an der ausbleibenden Grippewelle feststellen kann.

Vielleicht geht es nicht ausschließlich um die „Freiheit der anderen“, sondern auch um Rücksichtnahme und den Schutz der alten und der gefährdeten Mitmenschen.

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