Leserbriefe

Der Rathauschef kann auch Ideengeber sein

Kai Hansen, Nürtingen. Zum Artikel „Breite Zustimmung für Wasen-Bebauung“ vom 19. Dezember. Im Zusammenhang mit der Bebauung „Am Wasen“ konnte in den letzten 14 Tagen zweimal eine hohe Dichte von öffentlich gemachten Argumentationslinien erlebt werden. Die vertraglichen Hintergründe zur Bebauung wurden durch den Oberbürgermeister Fridrich ausführlich dargelegt. Die Entscheidung des Gemeinderats ist zu respektieren.

Der Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar kommt es auf eine erhaltende Gestaltung der stadtnahen Gelände am Neckar an. Wenn man aus der Angelegenheit lernen möchte, dann sollten alle Seiten reflektieren. Denn das verunglimpfende Spiel der gegenseitigen Beschuldigungen hat seinen Grund in verfahrenstechnischen und politischen, nennen wir es einmal „Ungeschicklichkeiten“. Die Art und der Zeitpunkt der Information und die Berichterstattung hat daran einen nicht immer rühmlichen Anteil. Es wurde durchaus an mehreren Stellen geschlafen.

Was seit Jahren immer wieder bleibt in der Stadt, ist der Brandgeruch selbstgefälliger Gewinner-Verlierer-Spiele. Nur als Beispiel: Niemand unterschätzt den Bedarf an Wohnungsbau und hat sich dagegen ausgesprochen. Es hilft niemandem, wenn man generalisierend die Bürgerinitiative als dumme und renitente Verhinderer hinstellt – und zugleich nicht bemerkt, dass das Vorgehen der Stadt seit vielen Jahren von Einzelentscheidung zu Einzelentscheidung hinkt, als gäbe es nur Not und Zwangslagen. Es fehlt ein mithilfe von Städtebauplanern und unter Bürgerbeteiligung erstellter Masterplan für eine attraktive Stadtentwicklung. Jede anstehende Entscheidung könnte dann als Verwirklichung eines solchen Plans mit Blick aufs Ganze viel reibungsloser gemeinschaftlich getragen beziehungsweise verstanden werden. Und natürlich würden die Naturgegebenheiten am Neckar und in der Stadt einen wertgeschätzten Platz bekommen.

Es gibt attraktive Städte, deren Bürgermeister sind nicht nur Sachwalter, sondern Ideengeber und Gestalter. Sie nehmen den Gemeinderat und die Bürger darin mit. Diese Chance hat Nürtingen nach wie vor.

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