Leserbriefe

Das Neckarufer durchgängig gestalten

Kai Hansen, Nürtingen. Zu den Artikeln „Denkpause für Psychiatriegelände“ vom 7. Dezember und „Rotstift mit Sinn und Verstand einsetzen“ vom 5. Dezember. Was die Bebauung „Am Wasen“ betrifft und auch das Miteinander in Nürtingen, geht es nicht darum, fortlaufend Gegensätze aufzubauen und zu pflegen, wie zum Beispiel Halbhöhenlage gegen sozialen Wohnungsbau oder Gemeinderat und Investoren gegen Bürgerinteressen. Geht es stattdessen um Macht- oder Imagefragen? Ist nicht vielmehr maßvolles und sinnstiftendes Miteinander derer, die hier mit Entscheidungen auf Dauer zu leben haben wichtig?

Dass man in Nürtingen keine Projekte realisiert bekommt, ist schlicht nicht richtig. Bereits mit der Bahnstadt kommt eine Innenstadtverdichtung. Dass die Nürtinger das Neckarufer und das Stadtbild nicht zugestellt wissen wollen, sondern dessen öffentliche Nutzung schützen, gestalten und ausbauen wollen, sollte in der neuen Amtsperiode nicht mehr als Störung gesehen, sondern als demokratische Beteiligungskultur respektiert werden.

Das Neckarufer ist der zu hütende Schatz der Stadt. So wurde auch vor den Wahlen gesprochen. Die engagierten Bürger sind nicht gegen, sondern für etwas. – Immerhin: Geld ist bisher nicht geflossen und geht auch nicht verloren. Ein Geländetausch mit dem Landkreis beziehungsweise Investoren kann angeboten und verhandelt werden. Damit ist auch der nötige Wohnungsbau zu erreichen. Der jetzige Baubestand der vormaligen Klinik bietet sogar Möglichkeiten, 4,5 Millionen Euro für den Bau einer Notunterkunft für Obdachlose zu sparen. Stichwort „Rotstift mit Sinn und Vernunft“.

Die vorhandene Infrastruktur der Klinikgebäude (Zimmer jeweils mit Waschgelegenheit, und so weiter) bietet sich also sogar für eine kostengünstige Zwischenlösung an, ohne das Neckarufer auf Dauer direkt vor dem Stadteingang der Neckarbrücke siebenstöckig zuzustellen. Das besagte Gelände und der Baumbestand wären ohne Zerstörung bewahrt für eine zukünftige Nutzung, wie es in Ulm und Tübingen zu erleben ist: als natürlicher Freiraum am Fluss, nahe an der Innenstadt. Die „Stadt am Fluss“ würde erst dann tatsächlich für alle Bürger zur erlebbaren Wirklichkeit. Das Neckarufer sollte als Ganzes angesehen und gestaltet werden. Möglich ist das. Mit Mut und Phantasie.

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