Leserbriefe

Bessere Bezahlung für Pflegeberufe

Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zum Artikel „Sorgearbeit ist die Basis der Wirtschaft“ vom 22. Februar. Das Interview mit der Soziologin Uta Meier-Gräwe gibt tiefe, wertvolle Einblicke in die Gründe für das Funktionieren oder auch Nicht-Funktionieren unseres gesamten Wirtschaftssystems. Es geht darum, das Sorgen für jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft vom reim wirtschaftlichen Gewinn- oder Profitbereich endlich auch auf die Sozialarbeit, die Sorgearbeit in Kitas, Horten, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen und auf Familien allgemein auszudehnen.

Gerade die Zeit der Lockdowns, die Corona-Zeit, macht doch in beinahe allen Bereichen unseres Lebens durch die vielfältigen Hilferufe der Menschen deutlich, wie wichtig hier ein Umdenken ist. Der Blick nach Skandinavien zeigt: Es genügt zum Beispiel nicht, den Pflegekräften in den Heimen und Krankenhäusern für ihre Arbeit öffentlich zu applaudieren. Eine bessere Bezahlung würde den Pflegeberuf für jüngere Menschen attraktiver machen. Ein besserer Personalschlüssel würde es Pflegekräften endlich erlauben, das Wissen aus ihrer Ausbildung wesentlich effektiver in der Arbeit zum Einsatz zu bringen, nämlich durch mehr Zeit und mehr Zuwendung für die zu Pflegenden.

Es wird Zeit, diese Veränderungen in Angriff zu nehmen. Frau Meier-Gräwe beschreibt anschaulich, welchen Weg im Laufe der Geschichte die Arbeit von Männern im Gegensatz zu der von Frauen genommen hat, wie sie in der Gesellschaft bewertet, geschätzt und bezahlt wird – und das zum Teil auch heute noch! Sicher hat sich im Gegensatz zu früher viel verändert, wenn oft auch recht langsam. Es bleibt zu hoffen, dass der Abschied von alten Rollenklischees Mann/Frau weiter voranschreitet. Denn ausgerechnet der Frauenbewegung, der Aufweichung der alten Bilder vom sogenannten „starken Geschlecht“, dem der Männer, verdanken Männer, dass ihre Lebenserwartung nur noch weniger als fünf Jahre unter der von Frauen liegt. 1991 waren es noch etwa 6,5 Jahre. In Skandinavien beträgt der Unterschied wesentlich weniger. Denn dort sind die Rollenunterschiede noch weniger ausgeprägt als bei uns.

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