Licht der Hoffnung

Junge Pianistin begeistert in der Kreuzkirche

Julia Hermanski gab ein Konzert zugunsten von „Licht der Hoffnung“

Julia Hermanski am Konzertflügel in der Kreuzkirche. Foto: Wendang

NÜRTINGEN. Auf Initiative und mit Unterstützung der in Nürtingen ansässigen „Lutz-E. Adolf Stiftung“, die sich der Förderung hochbegabter junger Menschen in Kunst und Wissenschaft widmet, verzauberte am Freitagabend eine junge Musikerin das Publikum in der Kreuzkirche. Zugunsten der Spendenaktion „Licht der Hoffnung“ gab die 23-Jährige ein Konzert in der Kreuzkirche.

Rainer-M. Adolf, der Bruder des 2004 verstorbenen Stiftungsgründers und Namensgebers eröffnete den Konzertabend mit einigen wenigen Hinweisen zur Künstlerin, ihren Werdegang und ihre letzten, wichtigsten Preise betreffend, und machte dann die Bühne frei für die Musik.

Julia Hermanski nahm am Konzertflügel Platz und leitete ihrerseits mit ein paar Hinweisen auf ihr erstes Stück ein. Ob es Zufall war, dass sie gerade mit Mozart begann, jenem Wolfgang Amadeus, der sicher als eines der bekanntesten Wunderkinder in der Musikgeschichte gilt? Und weitere große Namen, die untrennbar mit dem Klavier verbunden sind, sollten folgen: Rachmaninov, Scarlatti, Liszt und Skrjabin.

Doch zurück zu Mozart: Die junge Frau spielte die Es-Dur Sonate des 18-jährigen Komponisten, der als ersten Satz ein lyrisches Adagio wählte, was seinerzeit ungewöhnlich war. Ein einfaches Thema wird mit tiefen Exkursionen erforscht. Der zweite Satz, ein Menuett mit Trio, erklang sehr transparent und schien aus einem Verziermotiv entstanden zu sein. Der dritte Allegro Satz brachte quirlige Läufe, einen ruhigeren Mittelteil und endete mit dem ersten Thema.

Sergey Rachmaninov hat wie Johann Sebastian Bach 24 Präludien geschrieben, von denen Julia Hermanski das fünfte und das zehnte zum Klingen brachte. Oder sollte man sagen zum „Leuchten“? Denn genau so hat sie in ihrer kurzen Einführung die Musik des russischen Komponisten beschrieben. Zunächst das zehnte Präludium: getragen, klangbeseelt, warmdunkle Klangmassive mit kurzen Aufhellungen, rhapsodisch. Das fünfte Präludium ist ein virtuoser Marsch mit elegischem Mittelteil, aus dem sich langsam aufbauend und gewaltig steigernd ein kecker Schluss ergibt.

Domenico Scarlatti, ein Zeitgenosse von Bach und Händel, hat an die 500 Sonate für das Tasteninstrument geschrieben. Ihm wird nachgesagt, dass er in mancherlei Hinsicht seiner Zeit voraus war, damalige Konventionen ignorierte, wenn es seiner Kunst diente. Die Künstlerin beschrieb die erste Sonate in F-Dur als „positiv gestimmt, explodierend“, die zweite Sonate in a-Moll als „intimer“. Beide Stücke waren sicher auch als Übungen für seine Schüler gedacht – interessant ist der gleichberechtigte Einsatz beider Hände – wirken aber nie etüdenhaft.

Der legendäre Klaviervirtuose Franz Liszt lieferte mit seiner Bearbeitung von Richard Wagners Tannhäuser Ouvertüre den Stoff für den letzten offiziellen Programmpunkt. Es war zu allen Zeiten üblich, von Orchesterwerken oder auch Opern, sogenannte Klavierauszüge – bisweilen auch vierhändig – herzustellen. Das hatte praktische Gründe, konnte man doch nicht ständig ein ganzes Orchester beschäftigen. Liszts Werk hat damit jedoch wenig gemein, sondern ist absolut eigenständig. Und wenn es zwischendurch auch nach vier Händen klingt, spielen immer nur zwei – allerdings virtuos.

Das getragene Eingangsthema greift immer weiter aus, streift durch etliche (Orchester-)Register, geht zurück um bald ekstatisch aufzublitzen, es zirpt in allerhöchster Lage und tönt im tiefsten Bass, immer wieder von Oktavläufen in beiden Händen durchzogen.

Die junge Pianistin zeigte sich all dem technisch und musikalisch gewachsen und erfreute so das Publikum in der Kreuzkirche, das sie nicht ohne Zugabe gehen lassen wollte.

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