Mitten in der Krise von Volkswagen besucht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck heute das VW-Werk in Emden. Der Besuch findet als Teil einer Unternehmenstour des Grünen-Politikers statt. Für kommenden Montag lädt Habeck angesichts der Krise der Branche zu einem «Autogipfel» ein. Neben dem Branchenverband VDA und der Gewerkschaft IG Metall nehmen nach Angaben des Ministeriums Vertreter der größten Automobilhersteller und -zulieferer teil.
VW hat in der Kernmarke VW Pkw mit hohen Kosten zu kämpfen. Der Autobauer hat die seit Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung mit den Gewerkschaften in Deutschland aufgekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Entlassungen stehen zur Debatte.
Nach einem Bericht des «Manager Magazins» könnte der angeschlagene Konzern mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen. Das Unternehmen bestätigte die Zahl nicht. Der Gesamtbetriebsrat erklärte: «Diese Zahl entbehrt jeglicher Grundlage und ist einfach nur Schwachsinn.»
Die deutschen Hersteller kämpfen mit schwachen Absatzzahlen und hohen Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb. Das lässt die Gewinne schmelzen. Volkswagen meldete im ersten Halbjahr 14 Prozent weniger Überschuss, bei BMW ging es um fast 15 Prozent nach unten, bei Mercedes-Benz um fast 16 Prozent. Auch bei den Automobilzulieferern ist die Krise angekommen. Zugleich sind neue Wettbewerber wie Tesla und Hersteller aus China in den Markt gedrängt.
Nach dem abrupten Stopp der staatlichen Förderung Ende des vergangenen Jahres ist der Absatz von Elektroautos eingebrochen. Die Bundesregierung hatte den Stopp mit Haushaltszwängen begründet. Die Regierung plant nun stärkere steuerliche Anreize für E-Autos als Dienstwagen. Das Kabinett hatte geplante Maßnahmen auf den Weg auf den Weg gebracht.
Bei Volkswagen in Emden arbeiten rund 8.000 Beschäftigte. Der VW-Standort ist der wichtigste industrielle Arbeitgeber in der Region. Für den Konzern ist das Werk in Ostfriesland, wo inzwischen seit 60 Jahren Autos gebaut werden, ein wichtiger Standort für den Bau von Elektroautos.
In den vergangenen Jahren baute VW die Fabrik im laufenden Betrieb zu einem Werk ausschließlich für die E-Auto-Fertigung um – als erstes Werk in Niedersachsen und zweiter Standort in Deutschland nach Zwickau. Für neue Produktionskapazitäten investierte der Konzern seit 2020 nach eigenen Angaben in Emden mehr als eine Milliarde Euro.
Im vergangenen Sommer begann VW in Emden mit der Serienfertigung der Elektrolimousine ID.7. Der kleinere SUV ID.4 wird bereits seit Mai 2022 in Emden gebaut. Nicht zuletzt das Streichen der Kaufprämie für E-Autos in Deutschland Ende 2023 hatte die Nachfrage einbrechen lassen. Auch die Emder Autofabrik war deshalb zuletzt nicht ausgelastet.
© dpa-infocom, dpa:240920-930-237780/1