Leserbriefe

Kernzeitbetreuung: Gemeinde ist gefragt

Claudia Stahl, Wolfschlugen. Zum Artikel „Vorstandsgremium tritt zurück“ vom 29. März. Ich finde es traurig, wie sich die Gemeinde Wolfschlugen als familienfreundliche Gemeinde mit einer super Kinderbetreuung, von einem Jahr bis zu den Viertklässlern, nach außen präsentiert. Und dies, obwohl sie nur die Verantwortung bis zum sechsten Lebensjahr übernimmt, also nur für die Kinderkrippen- und Kindergartenzeit. Die Grundschulzeit wird komplett vom Kernzeitverein ehrenamtlich abgedeckt. In der Haushaltsrede vom 13. Januar heißt es, „Wolfschlugen ist in der Kinderbetreuung von 7 bis 17 Uhr montags bis donnerstags und freitags bis 14 Uhr für Kinder ab einem Jahr bis hin zu den Viertklässlern über die Kernzeitbetreuung sehr gut aufgestellt“.

Vor zwei Jahren hieß es schon, dass die Betreuung von Schulkindern keine Pflicht der Gemeinde sei. Das mag schon sein, aber ist es nicht traurig, dass nur das umgesetzt wird, was Pflicht ist? Natürlich könnte man auch sagen, „dass mit der Schule der Ernst des Lebens anfängt“. Oder aber die „familienfreundliche“ Gemeinde wäre mit gutem Vorbild vorangegangen und hätte sich eigenständig mit dem Thema auseinandergesetzt und nicht die Variante „aussitzen“ gewählt. In jeder anderen Gemeinde im Umkreis werden Schulkinder betreut, wieso funktioniert das nicht im „familienfreundlichen“ Wolfschlugen? Der Kernzeitverein ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass aktuell 80 Grundschüler betreut werden. Im Moment ist die Nachfrage so groß, dass es sogar eine Warteliste gibt. Bei dieser Größenordnung kann und darf es nicht sein, dass diese Aufgabe von ehrenamtlich arbeitenden und berufstätigen Müttern übernommen wird. Schlimm finde ich auch die momentane Situation für die zehn Betreuerinnen, die nicht wissen, wie es weitergeht! Bewundernswert ist, wie sie trotz dieser Anspannung einen wirklich guten Job machen. Hut ab! Wir als Eltern können nur hoffen, dass sie uns erhalten bleiben.

Dass die Gemeinde den Kernzeitverein unterstützt, indem sie die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, finde ich lächerlich zu erwähnen, denn es handelt sich hier um öffentliche Gebäude, die so oder so Geld kosten, ob sie genutzt werden oder nicht. Gezahlt wird dies vom Steuerzahler, also von den Eltern, die ihre Kinder aus beruflichen Gründen in der Kernzeit angemeldet haben! Auch dass die Gemeinde den Verein mit jährlich 2000 Euro unterstützt, ähnelt eher einem „Rauskaufen“ als Verantwortung zu übernehmen, wenn man den Jahresumsatz des Kernzeitvereins von circa 250 000 Euro in Betracht zieht. Ich hoffe, dass es hier eine schnelle und faire Entscheidung vom Gemeinderat geben wird, um die Situation für die Eltern und vor allem für die Betreuerinnen deutlich zu entspannen!

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