Leserbriefe

Wer hört den Schrei der ungeborenen Kinder?

Dr. Gerhard Steigerwald, Nürtingen. Zum Artikel „Obama ruft zu Protesten auf“ vom 25. Juni.

Die Bundesrepublik Deutschland hat bei ihrer Gründung im Jahre 1949, angesichts der vielen Verbrechen der Nazis an geistig Behinderten, in ihrer Verfassung als Grundgesetz geschrieben, dass das Leben jedes Menschen, gleichgültig ob er gesund oder behindert ist, unantastbar ist. Deswegen hat der Bundestag bei der Reform des Abtreibungsgesetzes 1970 die Abtreibung zu einer Straftat erklärt. Nur dann, wenn die Abtreibung in der Drei-Monats-Frist geschieht, ist sie straflos. Sie bleibt aber trotzdem eine Straftat. Es erscheint wie ein Rückfall in die Unmenschlichkeit, wenn in den letzten Jahrzehnten in Staaten die Abtreibung von Ungeborenen als ein Recht der Mutter erklärt wird.

Wie moralisch verkommen und unmenschlich muss eine Gesellschaft sein, wenn sie es als ein Recht der Mutter erklärt, ihr eigenes Kind umbringen zu lassen. Da werden Mütter zum allerschlimmsten Feind ihres Kindes, dessen Schrei nach der Mama mit dem Todesstoß beantwortet wird. Diesen Schrei der Allerschwächsten hört nicht einmal der amerikanische Präsident, der doch den Einsatz für das Leben der Staatsbürger – vor allem das der Allerschwächsten – geschworen hat. Die Existenz der Erde ist durch die Klimakatastrophe bedroht. Aber wer hört den Schrei der ungeborenen Kinder, die leben wollen und umgebracht werden? In den USA sind es seit 1970 circa eine Milliarde und hier jedes Jahr circa 100 000, seit 1970 also Millionen. Welche moralische Katastrophe bahnt sich da an? So heimlich still und leise.

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