Weihnachtsgrüße

Von Pulverschneehängen und Buckelpisten

Emilia Kohl verbringt den Winter in den kanadischen Rocky Mountains – Dort macht sie die Prüfung zum kanadischen Skilehrer

Hey, mein Name ist Emilia und ich verbringe meinen Winter in den kanadischen Rockies. Mit fünf Gepäckstücken, inklusive Skier, machte ich mich Anfang November auf den Weg von Frankfurt nach Calgary. Dort angekommen durfte ich die anderen Nationen aus meinem Programm treffen. Den ersten Abend verbrachten wir alle gemeinsam in Calgary. Für mich war der Abend aber nicht so lang, da ich den Jetlag deutlich spüren konnte.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zu unserem eigentlichen Ziel, Banff. Banff ist ein kleines Städtchen inmitten des Banff-Nationalparks. Dort angekommen wurden wir dann erst mal in Apartments eingeteilt. Ich lebe mit vier anderen zusammen. Alle kommen aus unterschiedlichen Ländern. Ich bin unfassbar glücklich mit meinen Mitbewohnern und kann behaupten, dass wir innerhalb von vier Wochen wirklich enge Freunde geworden sind.

Der Nationalpark um Banff herum ist atemberaubend. Ich hatte die Gelegenheit, einen Teil bei einem Helikopterflug von oben zu sehen. Definitiv eine der schönsten Erfahrungen, die ich jemals machen durfte.

Jetzt aber ein bisschen was über mein Programm und warum ich eigentlich in Kanada bin. Ich mache hier meinen kanadischen Skilehrer Level eins und zwei. Die erste Prüfung werde ich Mitte Dezember ablegen. Mein Level zwei dann im März.

Zusätzlich dazu werde ich noch einige andere Kurse absolvieren. Einen davon habe ich schon bestanden, einen Wildnis-Erste-Hilfe-Kurs, spezialisiert darauf entsprechend reagieren zu können, wenn die nötige Hilfe oder die Ressourcen nicht vorhanden sind. Der nächste Kurs wird ein Lawinensicherheitstraining sein. Ich hoffe, dass ich mein Wissen hier nicht anwenden muss, aber es ist immer gut zu wissen, was man tun muss, wenn der Fall dann doch mal eintritt. Ich habe die große Ehre, in einem der größten Skigebiete Nordamerikas ausgebildet zu werden und zu arbeiten.

Lake Louise ist – wie der Name schon sagt – sehr bekannt für den See, der im Sommer wunderschön blau leuchtet. Fast so blau wie der Blautopf. Aber nicht nur der See ist eine Attraktion, sondern auch das riesige Skigebiet.

Das Skifahren ist noch mal eine ganz andere Erfahrung hier. Der Schnee ist unglaublich weich, meistens zumindest, viele Pisten sind nicht wirklich präpariert und auch nicht wirklich abgegrenzt, das heißt man kann im Prinzip überall runterfahren. Das hört sich im ersten Moment erst mal komisch an, ist aber eigentlich eine echt tolle Sache, denn man hat die Möglichkeit, alle möglichen Fahrstile auszuprobieren. Egal ob „powder skiing“, Buckelpiste oder Carving. Es ist wie ein großer Outdoor-Spielplatz. Mit meinem Level-1-Zertifikat, welches ich hoffentlich bis Weihnachten in der Tasche habe, darf ich Anfänger, also hauptsächlich Kinder, unterrichten. Ich freue mich schon sehr darauf und konnte als Liftie schon einige Skilehrer bei der Arbeit beobachten. Man unterschätzt, wie schwer es ist, eine Gruppe Kinder erfolgreich auf den Berg zu bringen. Die Skier verhaken sich, Kinder rutschen rückwärts in andere oder verlieren das Gleichgewicht. Ich habe schon aufgehört zu zählen, wie oft ich den Not-Aus-Schalter drücken musste. Aber es ist wirklich lustig mit anzusehen.

Da an Weihnachten in Lake Louise extrem viel los ist, werde ich vermutlich die meiste Zeit auf der Piste mit Unterrichten verbringen. Nichtsdestotrotz versuchen meine Mitbewohner und ich ein schönes Weihnachtsfest zu organisieren. Der Baum ist schon aufgestellt. Wir haben ihn in der Abstellkammer in unserem Apartmentkomplex gefunden und da er so eine angenehmen Lichtquelle ist, steht er schon seit Anfang November in unserem Wohnzimmer und wird vermutlich auch nach Weihnachten stehen bleiben.

Für mich ist es das erste Mal, dass ich Weihnachten ohne meine Familie verbringe und ich freue mich schon sehr, sie bald wiederzusehen. Ich hoffe, dass die meisten daheim an Weihnachten nicht arbeiten müssen und ihr Weihnachtsfest mit der Familie verbringen können.

In diesem Sinne frohe Weihnachten.
Emilia Kohl

Zur Startseite