Leserbriefe

Eine bedrohliche Impfsprache

Eckhard Finckh, Nürtingen. Zum Artikel „Stiko empfiehlt Impfung gegen Corona für Kinder“ und zum Kommentar „Durchseuchung kann nicht die Lösung sein“ vom 17. August.

Kaum ist auf Seite eins der Ausgabe vom 17. August die Stiko-Empfehlung betreff der Impfung ab 12 Jahren gedruckt, so schleicht sich danebenstehend gleich ein Kommentar von Frau Annika Grah dazu ein. Für sie herrscht vollkommene Klarheit, obwohl der offizielle Empfehlungstext noch gar nicht vorliegt. Es könnte ja sein, dass dort noch ein paar Vorbehalte formuliert sind. Aber was ich wirklich unerträglich finde, ist die Themenverschiebung von den Jugendlichen auf „die Kleinen und Kleinsten“, gepaart mit einer gewaltigen sprachlichen Keule von Angsterzeugung bei allen Eltern.

Die Corona-Zeit hat ja manche kuriosen Sprachblüten erzeugt. Aber diese von Frau Grah muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Eines aber steht fest: Die Durchseuchung der Kinder unter zwölf Jahren kann nicht die Lösung sein.“ Hier wird ganz unsachlich prophetische Voraus-Schau betrieben. Und ich stolpere tatsächlich über diesen Begriff der Durchseuchung. Wird denn das Wort Krankheit neuerdings mit dem pathetischen Wort Seuche ersetzt? Und was ist denn bitte ein durchseuchtes Kind? Was bedeutet diese Vorsilbe „durch“? Man kennt bei Kindern durchnässte Windeln. Ein Geruch oder ein Geräusch kann durchdringend sein. Eine Karosserie kann durchrosten. Man kann auch ein Problem durchdenken. Aber was um alles in der Welt sind durchseuchte Kinder? Diese Sprachschlamperei trägt nicht unbedingt beim Leser zur Meinungsbildung bei.

Zur Startseite