Weihnachtsgrüße

Zur „Merenda“ gibt es vermehrt Weihnachtsgebäck

Antje Weiß nimmt sich ein italienisches Sprichwort zu Herzen und feiert Weihnachten nicht mit der Gastfamilie, sondern mit ihren Lieben in der Heimat

Antje Weiß hat mit ihren drei Gastkindern einiges zu tun.

Mein Plan war es schon lange, nach dem Abitur nach Italien zu gehen, um Land und Leute besser kennenzulernen und um mein Italienisch aus der Schule weiterhin anwenden und verbessern zu können. Dies wollte ich gerne als Au-pair machen. Nachdem ich meine zukünftige Gastfamilie gefunden hatte, hieß es für mich am Donnerstag, 5. September, dann: „Benvenuto in bella Italia!“. Ich wurde am Mailänder Hauptbahnhof von meiner Gastfamilie herzlich empfangen und willkommen geheißen. Die Familie besteht aus meinen Gasteltern, den drei Kindern (Junge und Mädchen, Zwillinge mit zwölf Jahren, und ein zehnjähriger Junge), einem Dachshund und dem Fahrer und der Köchin, die inzwischen auch Teil der Familie sind.

Auch wenn es hier in der Weltstadt Mailand ein ziemlich anderes Leben ist als bei uns zu Hause in Deutschland, habe ich mich von Anfang an sehr wohl in Mailand und vor allem auch in meiner Gastfamilie gefühlt. Die letzten Spätsommerwochenenden haben wir am schönen Lago Maggiore verbracht. Dieser liegt circa eine Stunde von Mailand entfernt.

Mein Tagesablauf besteht darin, dass ich morgens mit den Kindern zusammen aufstehe, wir frühstücken und uns richten und ich sie dann mit zur Schule begleite. Die beiden Jungs gehen auf die Deutsche Schule Mailand und das Mädchen geht (inzwischen) auf eine italienische Schule. Deshalb sprechen alle Kinder sehr gut Deutsch, und auch ich soll immer auf Deutsch mit ihnen reden. Die Eltern sind aber Italiener und mit ihnen spreche ich Italienisch.

Den Vormittag habe ich immer frei. Da gehe ich dreimal in der Woche für zwei Stunden in eine Sprachschule, um weiterhin mein Italienisch zu verbessern. Dort lerne ich auch ständig neue Leute aus allen Ländern der Welt kennen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in Italien sind. Nach dem Mittagessen hole ich die Kinder von der Schule ab. Zu Hause werden dann die Hausaufgaben gemacht, für die kommenden Arbeiten gelernt und, wenn für die Schule alles erledigt ist, spielen wir oder sie gehen ihren Hobbys nach. Nicht zu vergessen ist der Mittagssnack, die sogenannte „Merenda“, die in Italien zum festen Tagesablauf gehört. Seit die Vorweihnachtszeit begonnen hat, gehören auch vermehrt weihnachtliche Gebäckstücke dazu.

Insgesamt wird es immer weihnachtlicher in der ganzen Stadt: es wurden Lichterketten in den Straßen und an den Häusern aufgehängt und man sieht auch schon die ersten Weihnachtsbäume. Außerdem gehört es in den katholischen Familien in der Vorweihnachtszeit auch dazu, dass man sich das Haus von einem Geistlichen segnen lässt. Dadurch, dass die Jungs auf der deutschen Schule sind, erlebe ich hier auch deutsche Bräuche. Es gab zum Beispiel schon einen Weihnachtsbasar an der Schule und am ersten Adventswochenende gab es einen kleinen Weihnachtsmarkt mit deutschen Plätzchen, Weihnachtsliedern, Adventskränzen (die es in Italien eigentlich nicht gibt), Bratwurst, Sauerkraut und Bier.

Ein italienisches Sprichwort lautet „Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi“ („Weihnachten mit den Deinen, Ostern mit wem du willst“). Deshalb werde ich über die Weihnachtsfeiertage selbst, und auch Neujahr, bei meiner Familie in Deutschland sein, freue mich aber auch schon, danach wieder nach Mailand zu kommen. Schließlich kommt hier am 6. Januar ja noch „La Befana“, eine Hexe, die in Italien noch mal Geschenke bringt. Ich wünsche allen frohe und gesegnete Weihnachten.

Antje Weiß

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