Weihnachtsgrüße

Weihnachtslieder in vier Sprachen

Katrin Katinic-Guerrero aus Nürtingen hat kroatische Wurzeln, ihr Mann mexikanische – In den USA feiern sie mit einem Mix aus allen vier Ländern

Katrin Katinic-Guerrero feiert bereits das dritte Weihnachten in den USA.

Meine ganze Kindheit über hatte ich immer das schönste Weihnachten mit meiner lieben Familie. Unser Haus war hübsch geschmückt, die Plätzchen im Ofen und ganz viel Familie im Wohnzimmer. Wunderbare Erinnerungen, an die ich immer wieder gerne zurückdenke. Ich dachte immer, dass mein Weihnachten genauso bleiben wird, wie es bei meiner Mama in der Braike war. Tja, war wohl nichts.

Im Jahr 2017 habe ich meinen Ehemann über Instagram kennen und lieben gelernt. Nach einem Jahr Fernbeziehung bin ich dann nach Los Angeles gezogen und wir haben es uns in einer kleinen Vorstadt in einem schönen Haus gemütlich gemacht. Seitdem läuft mein Weihnachten definitiv etwas anders ab.

Kalifornien ist auch im Dezember ziemlich warm, mit Temperaturen von 20 bis 25 Grad. Trotzdem kommt hier richtig schöne Weihnachtsstimmung auf. Die Amis sind ja bekanntlich etwas ausgefallen und das zeigt sich ebenso in der Adventszeit. Überall sind meterhohe Weihnachtsbäume aufgestellt, Musik läuft auf allen Straßen, Weihnachtsmänner bringen deine Post, Häuser sind komplett beleuchtet und es fällt falscher Schnee von den Dächern. Im Oktober sind die Läden schon bis unter die Decke gefüllt mit Weihnachtsartikeln. Am Tag nach Thanksgiving wird hier traditionell der Weihnachtsbaum aufgestellt und spätestens dann werden die Läden eingerannt.

Auch unser Haus wird von der Deko nicht verschont, unser Weihnachtsbaum beleuchtet das ganze Wohnzimmer. Weihnachtslieder gibt es bei uns daheim in vier verschiedenen Sprachen: Deutsch, Kroatisch, Spanisch und Englisch. Die Familie meines Mannes kommt gebürtig aus Mexiko, meine aus Kroatien. Deshalb ist auch das Essen an Heiligabend multikulti. Wir servieren beispielsweise Preiselbeer-Hähnchen (amerikanisch), Kartoffelsalat (deutsch), Karpfen (kroatisch), aber auch Tamales (mexikanisch).

Am ersten Weihnachtstag gibt es dann Sarma (Krautwickel), aber auch Pozole, was eine ziemlich scharfe mexikanische Suppe ist.

Uns ist es sehr wichtig, dass alle Kulturen in unserem Haus Platz haben und es ist auch sehr schön zu sehen, wie andere Familienmitglieder neue Traditionen willkommen heißen. Es ist mittlerweile mein drittes Weihnachten hier in Los Angeles und ich fühle mich in meiner neuen Heimat sehr wohl.

So ganz kann ich es noch nicht begreifen, dass ich den Rest meines Lebens womöglich nicht mehr in Deutschland leben werde. Leider habe ich schon das eine oder andere Mal ein deutsches Wort vergessen und musste mich mit Google Übersetzer wieder daran erinnern.

Meine Gedanken kreisen auch schon nicht mehr nur in Deutsch oder Kroatisch, meistens ist ein Satz in Englisch, der andere in Deutsch und dann – um es schön abzurunden – kommt noch ein Satz in Kroatisch hinterher. Spanisch spreche ich leider noch nicht fließend, aber ich verstehe mittlerweile sehr viel.

Mein Hund Milo ist ebenfalls sehr sprachbegabt und versteht Kommandos in allen vier Sprachen. Da ruf ich schon öfter mal „Milo! Come downstairs! Aber sofort!”

Etwas ganz Neues für mich ist der Sport hier in den USA. Football, Basketball und Baseball werden ganz großgeschrieben und ich muss ehrlich sagen, mein Teenager-Herz ist ganz schön aufgegangen, als ich das erste Mal richtige Cheerleader gesehen habe. Die Familie meines Mannes liebt Baseball und jedes Dodgers-Spiel darf nicht verpasst werden. Mein erstes Football-Spiel war ein unglaubliches Erlebnis und jeder, der die USA besucht, sollte sich definitiv ein Ticket ergattern. Die Lakers konnte ich leider noch nicht sehen, weil die Tickets schon Monate im Voraus ausverkauft sind.

Meine Familie und Freunde fehlen mir jedoch sehr, am schönsten wäre es, wenn alle zusammen einfach hierher ziehen könnten. Vor allem an Feiertagen wie Weihnachten fehlen sie ein wenig extra. Aber hoffentlich, wenn die Welt wieder zum normalen Leben zurückkehrt und wir wieder reisen dürfen, kann ich dann das nächste Weihnachten in der Braike bei meiner Mama verbringen.

Ich wünsche meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten ein wunderschönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Liebe Grüße aus dem warmen Los Angeles !

Katrin Katinic-Guerrero

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