Weihnachtsgrüße

Kreativen Weihnachtsschmuck gibt’s für Palmen

Peer Fink lebt seit fast zehn Jahren in Andalusien – Geschenke gibt es in seiner Familie nach deutscher Tradition am 24. Dezember – Bei seinen Nachbarn beginnt dann erst die Unruhe

Peer Fink mit seiner Tochter ...

Seit 2010 lebe ich im sonnigen Süden Spaniens. Nach Andalusien hat es mich dank meiner beiden Kinder hingezogen. Die ersten Jahre habe ich in Jerez de la Frontera mein Zuhause gehabt. Jerez ist bekannt für Flamenco, die Königlich-Andalusische Reitschule und Sherry.

Mittlerweile lebe ich seit zwei Jahren in Sanlúcar de Barrameda. In der wie die „Sanluceños“ sagen schönsten Stadt der Welt und mit den besten Gambas. Ich denke. das kann man als Garnelen übersetzen und zum Rest sage ich nichts. Tatsächlich ist Sanlúcar für seine Pferderennen direkt am Strand bekannt. Zu diesem Spektakel, das an zwei Wochenenden im August stattfindet, treffen Reiter aus allen Teilen der Welt ein. Auch hier in Sanlúcar wird – wie auch in Jerez – Sherry hergestellt, allerdings unter dem Namen Manzanilla.

Bei Manzanilla fällt mir noch eine kleine Geschichte ein. In den ersten Monaten hier in meiner Wahlheimat Andalusien erzählte mir ein netter älterer Herr, dass er jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen zwei Manzanilla trinken würde. Hmmm, morgens schon zwei Sherry trinken? Nun ja. Aber Manzanilla ist eben auch Kamillentee. So wie die Infusion hier wenig mit dem Krankenhaus zu tun hat, sondern schlicht ein Kräutertee ist.

Über die Jahre habe ich eben so Stück für Stück Besonderheiten der Region und Sprache dazugelernt. Meine Kinder sagen mir heute noch „Papa, eres una sin vergüenza como hablas español“. In anderen Worten, es ist eine Schande, wie ich Spanisch spreche. Da haben Ana und Francisco wohl recht. Ach ja, zu Weihnachten sollte ich eigentlich etwas schreiben. Tatsächlich fangen die Weihnachtsvorbereitungen schon recht früh an. Pünktlich im Oktober wird die Winterzeit mit heißen Kastanien eingeläutet und dabei ist es gleichgültig, ob wir noch über 20 Grad am Abend haben. Im November kann man sich dann bereits mit weihnachtlicher Schokolade und den traditionellen Polvorones eindecken. Polvorones sind die spanische Antwort auf unsere Guetsle. Mama, du bist nach wie vor ungeschlagen, die beste Gutslebäckerin, da kommt kein Polvorón-Bäcker dran.

Von Anfang Dezember werden die Weihnachtsbeleuchtungen in den Städte angemacht. Die bunten Birnchen brennen bis zum 6. Januar. Aber dazu später mehr.

Tatsächlich machen sich die Kommunen die Mühe jedes Jahr aufs Neue, wirklich genialen und zum Teil sehr kreativen Weihnachtsschmuck an die Palmen und Orangenbäume zu hängen. Apropos Orangenbäume: Die hier wachsenden Orangen sind zwar wunderschön, aber angeblich nicht genießbar.

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, Anfang Dezember. Vor Jahren hatte ich mit aller „Hartnäckigkeit” in meiner Nachbarschaft und vor allem bei deren kleinen Kindern am 6. Dezember den Nikolaus eingeführt. Davor war der 6. Dezember in Spanien ganz simpel der Día de la Constitución, kurz der Tag der Verfassung. Im Dezember geht es hier in der Region Cádiz heiß her. Zumindest kann ich das von den mir bekannten Städten berichten. Denn dort werden in der Vorweihnachtszeit in der Stadt Feuer angezündet, um zu tanzen und zu singen. Diese Veranstaltungen werden Zambobas genannt und sind wirklich sehr spaßige und feuchtfröhliche Veranstaltungen. Dabei gehört neben der Gitarre eben das für uns sehr ungewöhnliche Musikinstrument Zambomba unweigerlich dazu. Die letzten Wochen im Jahr bringen auch im Einzelhandel eine Besonderheit mit sich. Zu der Zeit sind alle Geschäfte an sieben Tagen der Woche geöffnet. Tolle Sache, wenn einem am Sonntagabend noch einfällt, dass man unbedingt ein paar Eier kaufen sollte, um eine Tortilla zu machen. Fragen wir mal lieber nicht die Personen, die am Sonntag in den Geschäften stehen müssen. Traditionell wird bei mir zu Hause immer der Weihnachtsbaum aufgestellt. Und zwar seit nunmehr zehn Jahren immer derselbe. Geniale Sache, wenn ich dran denke, dass ich seit Jahren keine Nadeln vom Boden fegen muss. Allerdings haben sich in dieser Region Spaniens die Weihnachtsbäume nur auf öffentlichen Plätzen durchgesetzt. In privaten Haushalten ist dafür eine Krippe gang und gäbe. Diese gibt es auch in der großen Ausführung an einigen Stellen der Stadt zu sehen. Meine Kinder und ich halten nach wie vor an dem Brauch fest, dass der 24. Dezember der Tag der Bescherung ist. Auch wenn es die Spanier anders halten. Außerdem ist dann am 24. und 25. die ganze Familie vor Ort, um den Cholesterinspiegel zu nivellieren. Achtung: Nürtinger Mamas und Papas, weghören! Die Jugendlichen verschwinden in der Regel gegen Mitternacht, um sich gepflegt mit Anzug und Krawatte und die Mädels mit schicken Kleidern mit Freunden zu großen Veranstaltungen zu treffen. Diese Veranstaltungen, die typisch für Weihnachten und Silvester sind, werden meist mit einem Frühstück vor dem Nachhausegehen besiegelt. Nach dem deutschen Weihnachten fängt für mich die entspannte Zeit an. Während alle um mich herum noch mit Geschenkeeinkaufen beschäftigt sind (glücklicherweise haben die Geschäfte ja auch sonntags geöffnet), kann ich mich zurücklehnen.

... und mit seinem Sohn.

Denn Geschenke gibt es in Spanien am 6. Januar. Und die bringt auch nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann, sondern die Reyes magos, die Heiligen Drei Könige.

Am Vorabend des 6. Januar finden in den Städten und Gemeinden Umzüge statt. Sogenannte Cabalgatas. Dort werden die Heiligen Drei Könige auf geschmückten Wagen durch die Stadt gefahren, während sie die Kinder mit Süßigkeiten und kleinen Spielzeugen beglücken. Übrigens: Es ist eine Ehre, in einer Stadt oder Gemeinde als einer der drei Könige nominiert zu werden.

In den Nacht beginnt die Unruhe in den Häusern meiner spanischen Nachbarn. Es ist unbedingt notwendig, alles für das Kommen der Heiligen Drei Könige vorzubereiten. Dazu gehört, dass Kekse, Milch und Sherry bereitgestellt werden, damit sie sich stärken können, wenn sie die hoffentlich vielen Geschenke abladen.

Am Morgen des 6. Januars folgen die Kinder im Haus einer Spur von Bonbons, bis sie dann im Wohnzimmer die Geschenke vorfinden. Und noch was: Die Kekse, Milch und Sherry sind immer verschwunden.

So, das war auch schon der kurze Ausritt durch das spanische Weihnachten. Ich freue mich dieses Jahr besonders, dass mein Sohn Francisco auf „Heimaturlaub” nach Spanien kommt. Außerdem hoffe ich auf reichlich Gutsle-Sendungen von meiner Mutter.

Liebe Grüße und felices fiestas

Peer Fink

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