Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Beim Haus der Familie sollen die Kursgebühren nicht so stark steigen

Licht der Hoffnung: Spenden sollen beim Haus der Familie die Mindereinnahmen decken und das „wellcome“-Angebot stärken

Mitarbeiterin Tina Masarin (rechts) vom Haus der Familie hofft, dass in den Räumen in der Mühlstraße bald wieder richtig viel Leben einkehrt. Momentan können dort nur ihre eigenen Kinder spielen. "Licht der Hoffnung"-Spendengelder sollen ermöglichen, dass die Nutzergebühren nach dem Ende des Lockdowns nicht so stark ansteigen. Foto: Holzwarth

Sechs Projekte werden in dieser 30. Saison der Aktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung mit den eingehenden Spenden unterstützt. Ein Teil der Gelder geht an das Haus der Familie in Nürtingen, das durch die Einschränkungen der Kurse nicht mehr kostendeckend arbeiten kann, die Gebühren für junge Familien nach dem Lockdown aber nicht extrem erhöhen möchte.

NÜRTINGEN. Im Haus der Familie ist es schon seit vielen Tagen sehr ruhig. Fast schon gespenstig still findet es die Geschäftsführerin Gabriele Langfeld. „Normalerweise brummt es in jedem Raum. Oben wird getrommelt und gestampft. Es geht zu wie auf einem Rummelplatz. Und die Nähkurse gehen bis um halb elf abends“, erzählt ihre Kollegin Tina Masarin. „Normalerweise ist viel Leben im Haus. Jetzt ist es wie im Winterschlaf.“ Über 400 verschiedenste Kurse mit hoher Auslastung hat das Haus der Familie pro Halbjahr angeboten.

Die Corona-Pandemie hat das Kursgeschehen jedoch seit dem 14. März 2020 weitgehend zum Erliegen gebracht. Im September wurden zwar ein paar Angebote wieder gestartet. Allerdings führen die Hygienevorschriften und Abstandsregelungen dazu, dass bedingt durch die kleinen Räume im Haus in der Mühlstraße die Teilnehmerzahlen für viele Kurse enorm reduziert werden müssen.

Am Geburtsvorbereitungskurs nehmen statt sonst acht Müttern derzeit nur drei teil. „Um kostendeckend zu arbeiten, müssten wir die Gebühren nun fast verdreifachen“, sagt Gabriele Langfeld. „Die Angebote sollen aber für die jungen Familien noch finanzierbar bleiben – auch die Spielkreise und Krabbelgruppen.“

Das finanzielle Defizit ist aber schon da. Denn das Haus der Familie finanziert sich zu 64 Prozent durch die Kursgebühren, nur zu acht Prozent durch Basare und eigene Projekte und zu 28 Prozent durch Zuschüsse des Landes, des Landkreises, der Stadt sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde. „Zum Glück haben wir für die Zeit bis Dezember nach unserem Antrag Geld vom Kultusministerium bekommen“, erzählt die Geschäftsführerin. „Ohne diese Mittel wäre es richtig schwierig geworden.“

Wann jedoch welche Kurse wieder starten dürfen, ist noch unklar. Momentan gibt es in Präsenz nur den Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurs und außerdem noch ein paar Online-Angebote. „Es war eine Herausforderung, die Kurse auf online umzustellen“, sagt Gabriele Langfeld. „Weder unsere Dozenten noch wir waren in der Technik geübt.“ Inzwischen gibt es sogar einen Osteoporose-Online-Kurs mit Teilnehmern im Alter zwischen 70 und 90 Jahren.

Die Nutzer der vereinzelten Angebote seien dankbar, dass die Kurse überhaupt weitergehen. „Die Nachfrage und das Bedürfnis sind groß.“ Tina Masarin weiß: „Den Eltern und den Kindern fehlen der persönliche Austausch und die Begegnung sowie die Anregungen und Unterstützungen durch die Kursleiterinnen und Kursleiter.“ Und Gabriele Langfeld stellt fest: „Kinder, die im März geboren wurden, sind gleichaltrige Kinder gar nicht mehr gewöhnt.“

Im März Geborene sind gleichaltrige Kinder gar nicht gewöhnt

Seit 1973 bietet das Haus der Familie bereits für Familien im gesamten Altkreis Nürtingen ein vielfältiges Kursangebot. Die Themen reichen von Kursen zum Familienstart über Angebote in den ersten Lebensjahren der Kinder (darunter Pekip, Eltern-Kind-Turnen, Musikgarten und Spielgruppen) bis hin zu Kinderkursen und gesundheitlichen Angeboten wie Wirbelsäulengymnastik, Yoga und Rückenschule. Hinzu kommen Kochkurse für Eltern und Kinder und kreative Angebote. Knapp 10 000 Teilnehmer gab es im Jahr 2019.

Eine Erhöhung der Kursgebühren würde dazu führen, dass es Teilnehmer gibt, die sich einen Kurs dann nicht mehr leisten können. Die finanzielle Unterstützung des Hauses der Familie durch die Aktion „Licht der Hoffnung“ soll es nun ermöglichen, dass die Gebühren moderater erhöht werden und so die Teilnahme am Kurs einer größeren Anzahl von Menschen ermöglicht wird. Das gilt vor allem für die besonders jungen Familien, die über 60 Prozent der Nutzer der Angebote sind.

„Das Geld wird in vielen Familien knapp und gerade in diesen schwierigen Zeiten ist Familienbildung wichtiger denn je“, meint Gabriele Langfeld. „Die Teilnahme an den Kursen sollte nicht am Geld scheitern. Der Spagat zwischen dem pädagogisch Richtigen und dem betriebswirtschaftlich Erforderlichen ist für uns kaum auszuhalten.“

Die Spendengelder von „Licht der Hoffnung“ sollen außerdem dem Angebot „wellcome“ zugutekommen. Dabei werden junge Familien im Alltag unterstützt. Das Haus der Familie vermittelt insgesamt 30 Ehrenamtliche im Alter zwischen 26 und über 80 Jahren, die in der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes den jungen Familien ganz praktisch helfen: sie gehen mit dem Baby spazieren oder spielen mit dem älteren Geschwisterkind auf dem Spielplatz oder in der Wohnung. Die Mutter oder der Vater werden so entlastet und haben Zeit für das Geschwisterkind oder Termine. Das Angebot „wellcome“ gibt es seit 2013 in Nürtingen. Um die Ehrenamtlichen über relevante Themen auf dem Laufenden zu halten, werden regelmäßig Fortbildungen durchgeführt. Die Kosten hierfür sollen über „Licht der Hoffnung“ finanziert werden.

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