Leserbriefe

Geld ausgeben im freien Fall

Dr.-Ing. Friedrich Röcker, Nürtingen. Zum Artikel „Stadtticket für Nürtingen kommt“ vom 2. Juli. Dass das Stadtticket im Grunde eine gute Sache ist, da war sich der Gemeinderat einig. Dass die dafür anfallenden Kosten einfach dem städtischen Haushalt „on top“ aufgebürdet wurden zeigt hingegen, dass die Mehrheit des Gemeinderats den Ernst der Lage nicht erkannt hat.

Er verhält sich wie die beiden Bauarbeiter, die am Hochhaus vom Gerüst gefallen sind und im Vorbeiflug am zehnten Stock feststellten, dass ja noch gar nichts passiert ist. Offensichtlich ist man im Gemeinderat der Ansicht, dass man für den Ergebnishaushalt jetzt, wo Frau Schön nicht mehr ihre mahnende Stimme für eine Gegenfinanzierung erheben kann, sehr viel leichter zusätzliche laufende Ausgaben beschließen kann. Dabei weiß niemand, wie viel Gewerbesteuer dem Haushalt schon in den kommenden Monaten und auf Jahre hinaus fehlen wird, die aktuellen Planzahlen dazu stammen aus der Kristallkugel.

Die Volksbank zeigt am selben Tag in ihrer Ankündigung zur Vertreterversammlung, wie man in diesen unsicheren Zeiten vorsichtiger agiert: Sie verschiebt die Dividendenzahlung an ihre Mitglieder mit dem Hinweis auf die ungewisse wirtschaftliche Entwicklung. Diese Haltung hätte ich mir vom Gemeinderat auch gewünscht, die von NT14 vorgeschlagene Gegenfinanzierung aus den Aufwendungen für den Individualverkehr wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt. Mit dieser Ablehnung zeigt die Mehrheit des Gemeinderats eine Beißhemmung gegenüber dem für alle Verkehrsplanung verantwortlichen Tiefbauamt. Schade, dass der Gemeinderat diese Gelegenheit zu einem einfachen Haushalts-Konsolidierungsschritt nicht genutzt hat.

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