Leserbriefe

Gegen allgegenwärtige Musikberieselung

Adrian Ender, Nürtingen. Da gibt es Orte, an denen sich eine pietistische Großmutter ungefährdet urbane Gossensprache aneignen kann („lebenslanges Lernen“). Sie muss nicht in finsteren Zonen eines Gettos umherstreichen. Ein Gang zum Friseur kann genügen, denn manch Salon beschallt seine Kundschaft mit trashigem Pop-Hip-Hop-Gemisch. Großmutter erhält dort als Bonus zur Dauerwelle einen Strauß knallige Verbalinjurien gerappt.

Betreiber solcher Etablissements mutmaßen, dass sich ihr heterogener Kundenkreis durch homogenen Musikgeschmack auszeichnet. Indes, auch Liebhaber von Rock, Jazz, Klassik oder Andy Borg bedürfen eines Haarschnitts. Penetrantes Jaulen schleimiger Plastik-Soul-Diven attackiert das Nervenkostüm dieser Klientel. Ein dezenter Klangteppich wäre gewiss ein kundenfreundlicher Akt.

Leise Hintergrundmusik, die entspannend wirkt? In Bekleidungsläden häufig Fehlanzeige. Aufdringliches Geträller beeinträchtigt die Konzentration beim Einkauf. Akustikschrott mag der Manipulation des Käuferverhaltens dienen, stresst aber auch Angestellte, die ihm ganztags ausgesetzt sind. Gegen Zwangsbeschallung im öffentlichen Raum helfen Onlineshopping oder der Verein „LautsprecherAUS!“.

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