Leserbriefe

Die Regierung muss Druck aufbauen

Gerhard Jakob, Neckartenzlingen. Zum Artikel „Bienen-Volksbegehren stößt auf wenig Interesse“ und „Weniger Insekten – neue Zahlen“ vom 31. Oktober. Bienen-Volksbegehren stößt auf wenig Interesse, meldet die Nürtinger Zeitung in einer Schlagzeile. Wenige Seiten später wird in der gleichen Ausgabe über eine Studie berichtet, die einen dramatischen Schwund an Insekten von vierzig Prozent in Waldlandschaften und siebenundsechzig Prozent in Graslandschaften allein in den letzten zehn Jahren dokumentiert.

Wie passen diese beiden Nachrichten eigentlich zusammen? Tatsache ist, dass die Regierung schnell auf das Bienen-Volksbegehren reagiert und ein „Eckpunktpapier“ vorgelegt hat, das viele Forderungen der Initiatoren erfüllt. Gleichzeitig wurden Gespräche angeboten. Das ist doch ein Riesenerfolg des Bienen-Volksbegehrens, das ja gerade erst angelaufen ist, oder etwa nicht? Um dem Dialog zwischen Regierung und den Betreibern des Bienen-Volksbegehrens eine Chance zu geben, wurde beschlossen, das Volksbegehren zu stoppen. Das war ein taktischer Fehler der Naturschutzseite, denn wie sich jetzt zeigt, wird dem Volksbegehren ein mangelndes Interesse in der Öffentlichkeit unterstellt. Jeder, der vor dem Stopp Unterschriften für das Volksbegehren gesammelt hat, weiß das besser. Ich selbst habe in wenigen Stunden vierzig Unterschriften gesammelt. Die Leute sind alarmiert. Selbst zwölfjährige Kinder kamen an meinen Stand und wollten dem Volksbegehren beitreten. Als ich sie belehrte, dass sie noch nicht wahlberechtigt sind, wollten sie für ihre Eltern unterschreiben. Das ging natürlich auch nicht. Eine aufgeweckte Zwölfjährige verabschiedete sich mit der Bemerkung: „Also das weiß ich, in sechs Jahren stehe ich auch hier“. Das ist die Stimmung im Land!

An die Unterhändler der Naturschutzseite bei den Gesprächen mit der Regierung habe ich noch mindestens zwei Erwartungen: Zum einen wären da die Streuobstwiesen, deren Schutz wir gerade dabei sind zu verschlafen. In wenigen Jahren ist es zu spät. Dann ade Wendehals, Gartenrotschwanz und Halsbandschnäpper! Hier müssen Wege gefunden werden, neue Wege, um die Streuobstwiesen zu erhalten. Das wird viel Geld kosten.

Zum anderen: Eine schnelle Hilfe für Insekten wäre möglich, wenn das kommunale Grün, erst kürzlich von einem Wissenschaftler der Uni Hohenheim als „nutzloses Potenzial“ apostrophiert, nach ökologischen Grundsätzen gepflegt würde. Hier muss Druck vonseiten der Regierung aufgebaut werden, sonst tut sich da nichts.

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