Weihnachtsgrüße

Zwischen Kängurus und Surfboards

Mara Sophie Steinbrenner bäckt mit ihren Gastkindern, wichtelt und baut Schneemänner aus Sand

Weihnachten. Draußen ist es kalt. Mit etwas Glück schneit es sogar und man genießt weiße Weihnachten. Im Haus riecht es nach frischen Plätzchen und man kuschelt sich mit einem Tee und einem guten Buch vor den Kamin. Raus geht man nur ungern und wenn es doch mal sein muss, dann nur mit dickem Mantel und warmen Stiefeln. Sieht so eure Weihnachtszeit aus? Meine sah die letzten neunzehn Jahre jedenfalls genau so aus.

Dieses Jahr soll sich dies jedoch drastisch ändern. Lasst uns den Tee und die Plätzchen in einen Milchshake und Melone tauchen und es passt etwas besser zu meiner momentanen Situation. Es sind nur noch zwei Wochen bis Weihnachten und ich habe das Glück, im wunderschönen Australien zu sein.

Entlang der berühmten „Great Ocean Road“ wohne ich bei einer Familie und arbeite als Au-pair.

Meine Familie besitzt eine Surfschule, worum mich die anderen Au-pairs ziemlich beneiden, denn das heißt, es geht jeden Abend nach der Arbeit an den Strand und es wird gesurft. Wenn man gerade dabei ist, den Sonnenbrand einzucremen und mal wieder verzweifelt die Sonnenbrille sucht, ist es ziemlich schwer, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Jedoch lasse ich meiner Familie gar keine andere Wahl. Jeden Tag wird mit den Kindern gebacken oder etwas für den (Plastik) Weihnachtsbaum gebastelt. Zimtsterne, Spekulatius und selbstgebackene Lebkuchen durfte meine Gastfamilie schon probieren. Wenn man fern von zu Hause ist und nicht von der eigenen Mutter mit Plätzchen und heißem Kakao verwöhnt wird, muss man eben selbst Hand anlegen. Auch tut es gut, mit den anderen Aupairs etwas Stimmung aufkommen zu lassen, indem man wichtelt (Kris Kringle im Aussie-Slang) oder einen Sandschneemann baut. Jedoch stimmt einfach das Wetter nicht so ganz . . . Auch wenn nach dem Surfen gern mal eine Sandschlacht gemacht wird, ist das halt einfach nicht mit dem Schnee vergleichbar.

Ansonsten gibt es hier auch viele schöne Bräuche. Zum Beispiel trifft man sich zum gemeinsamen Singen am Strand, hierbei hat jeder eine Kerze dabei und man macht es sich auf einer Picknickdecke bequem. Wenn es einen mal in die Stadt zieht und man einen Ausflug nach Melbourne macht, merkt man doch den stark europäischen Touch. Die Schaufenster sind romantisch geschmückt und man erkennt viele Märchen aus der Heimat wieder. Jedoch erscheint es auch hier etwas fremd, wenn die Schaufenster „eingeschneit“ sind und schwitzende Weihnachtsmänner Geschenke an die Kinder verteilen.

In den Vororten überwiegt dann doch die amerikanische Tradition etwas und die Häuser sind pompös geschmückt.

Das Material ist anders, die Form ist dieselbe: Mara Steinbrenners Sandschneemann.

Blinkende Lichterketten, singende Engel und auch der leuchtende Rudolph dürfen nicht fehlen.

Am 24. Dezember gibt es abends ein großes Christmas-Dinner. Als ich meine Gastmutter nach dem genauen Essen gefragt habe, hat sie mich nur schockiert angesehen und meinte: „Alles, was du dir nur im Entferntesten vorstellen kannst.“ Es wird alles gegessen, was auf den Grill passt und noch viel mehr. Natürlich darf auch der traditionelle englische Christmas Pudding nicht fehlen. In der Nacht zum 25. Dezember kommt dann Santa Claus und bringt Geschenke. Am Morgen dürfen die Kinder ihre Geschenke auspacken und probieren sie meist ganz stolz sofort aus. Da wir hier direkt am Strand wohnen, beinhalten die Geschenke oft ein neues Surfboard, ein Schnorchelset oder doch auch mal ein Jetski für die ganze Familie.

Wie man sieht, ist das Weihnachtsfest in Australien den Temperaturen entsprechend angepasst, ansonsten unterscheidet es sich nicht übermäßig. Nur der weihnachtliche Kirchgang und die deutschen Weihnachtslieder fehlen etwas. Ansonsten ist es eine sehr interessante und schöne Erfahrung, denn die Australier sind einerseits sehr gastfreundlich, andererseits auch interessiert an anderen Kulturen und Bräuchen – besonders an den deutschen Backkünsten.

Ich wünsche meinen lieben Nürtingern und MPGlern wunderschöne weiße Weihnachten!

Grüße aus Down Under Mara Sophie Steinbrenner

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