Weihnachtsgrüße

Von Adventskalendern, Christmas Walk und Möhren für die Rentiere

Alle Jahre wieder melden sich Heike, Max, Christopher und Benjamin Golter aus Rockton/Illinois – Schon zum zehnten Mal berichtet die Familie von ihren Weihnachtsvorbereitungen

Dieses Jahr ist das schon mein zehntes Mal, dass ich bei der Aktion „Weihnachtsgrüße aus aller Welt“ mitmache. Wir wohnen immer noch in Rockton, Illinois, eine Stunde nordwestlich von Chicago, im mittleren Westen der USA. Wir, das sind Heike Golter (geborene Plankenhorn), mein Mann Max und die Söhne Christopher (17) und Benjamin (15).

24 Jahre lebe ich nun schon in den USA und wir feiern unsere Weihnachten nach deutscher und amerikanischer Art. Die zwei unterscheiden sich eigentlich nicht viel.

Der größte Unterschied ist, dass in Amerika alles ein bisschen früher anfängt mit den Weihnachtsvorbereitungen. Am letzten Donnerstag im November ist Thanksgiving, Erntedank, was groß gefeiert wird. Tradition ist es, einen Truthahn mit allem Drum und Dran zu braten und gemütlich zum Essen zusammenzusitzen. Am nächsten Tag werden die Kalorien dann beim „Black Friday“-Shopping verbrannt. Die Geschäfte locken die Kunden mit Schnäppchen, um ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Unsere Familie bleibt bei diesem Rummel zu Hause und wir stellen unseren Christbaum auf. Das ist auch sehr amerikanisch: den Weihnachtsbaum schon so früh aufzustellen.

Für uns ist das immer ein echter Baum, frisch geschlagen und vom Gärtner. Der wird dann mit den Anhängern und Glaskugeln, die sich über die Jahre hin angesammelt haben, bunt geschmückt. Im und ums Haus wird alles weihnachtlich dekoriert und die Nachbarschaft wird jeden Tag heller mit all den Lichtern an den Häusern.

Adventskalender sind hier nicht so üblich, aber bei uns bekommt jeder einen zum Aufmachen. Auch wenn die Söhne jetzt Teenager sind, lassen sie sich diese Tradition immer noch schmecken – auch Mamas Gutsle und die Leckereien aus Oma und Opas Paket, das jedes Jahr mit der Post aus Nürtingen eintrifft. Den Nikolaus am 6. Dezember kennt man in den USA auch nicht. Das ist unsere Familientradition und wir haben auch unsere Freunde und Nachbarn schon damit angesteckt.

In Amerika kommt dafür Santa Claus in der Nacht zum 25. Dezember durch den Kamin. Da steht ein Teller mit Cookies und ein Glas Milch, manchmal noch ein paar gelbe Rüben für die Rentiere, denn Geschenke liefern macht hungrig. Das weiß hier jedes Kind und in der Nacht wird in den USA vor Aufregung nicht viel geschlafen. Am nächsten Morgen liegen dann die Geschenke unter dem Baum und die Weihnachtsstrümpfe über dem Kamin sind gefüllt und es wird eifrig ausgepackt. Der Feiertag wird meist mit der Familie verbracht. Einen zweiten Feiertag gibt es in den USA nicht.

Wir persönlich machen unsere Geschenke nach deutscher Art schon an Heiligabend auf. Nach dem Weihnachtsgottesdienst geht es nach Hause zur Bescherung. Auch wenn die Kinder älter werden und nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben, ist es doch eine schöne Tradition. Ist ja auch die Geburtstagsparty für Jesus, da gehören Geschenke dazu, so sieht es zumindest mein Jüngster.

Aber Geben ist für uns genauso wichtig wie Nehmen. In der Schule und Kirche wird eifrig gesammelt und gebastelt und man gibt gerne, um anderen eine Freude zu machen. Der Amerikaner ist sehr hilfsbereit und gastfreundlich. Vor allem in unserem Dorf mit 7200 Einwohnern findet man einen tollen Zusammenhalt. Wir haben jedes Jahr unseren Christmas Walk in unserem Städtchen mit Umzug, Adventsausstellung und die kleinen Geschäfte und Restaurants bieten Leckereien und weihnachtliche Waren an. Außerdem wird unser großer Weihnachtsbaum in der Stadtmitte offiziell erleuchtet.

In unserer Umgebung findet man auch einige Weihnachtsmärkte, vor allem in Chicago gibt es einen großen deutschen Weihnachtsmarkt. Man merkt, dass sich im mittleren Westen sehr viele deutsche Auswanderer nach dem Krieg angesiedelt und ihre Traditionen aus der Heimat mitgebracht haben.

In zehn Jahren verändert sich viel, wie man an der Größe der Kinder sieht. Mit dem Alter der Kinder werden einige Gebräuche an Weihnachten anders gehandhabt. Aber im Großen und Ganzen ist Weihnachten für uns ein Familienfest und wir genießen die Adventszeit mit Glühwein, Gutsle und all den Vorbereitungen für Weihnachten.

Kälte und Schnee haben wir genug in unserer Gegend. Da freuen wir uns auf ein Feuer im Kamin und denken an die Lieben fern und nah. Wir freuen uns auch immer über die Weihnachtspost und E-Mails von Familie und Freunden.

Für unsere Familie wünschen wir uns im kommenden Jahr Gesundheit und noch viele schöne Stunden miteinander. Das gilt auch für meine Familie und Freunde in Deutschland und hier in den USA. Die Welt wird hoffentlich wieder etwas friedlicher und sicherer.

In unserm Land wird es in den nächsten Jahren einige Veränderungen geben, wo wir schon sehr gespannt darauf sind und uns auch freuen. So wie in den letzten acht Jahren kann es nicht weitergehen.

Die meisten Amerikaner möchten nichts mehr als Gesundheit, Glück, Toleranz und Sicherheit für sich und ihre Familien. In diesem Sinne wünschen wir unsere Familie in der alten Heimat ein schönes Weihnachtsfest. Viele liebe Grüße vor allem an meine Eltern Hannelore und Erich Plankenhorn und meine Schwester Sabine mit Familie. Allen Freunden, Bekannten und ehemaligen Kollegen ein schönes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir hoffen, dass wir euch alle bald gesund und munter wiedersehen.

Merry Christmas

Heike, Max, Christopher und Benjamin Golter

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