Weihnachtsgrüße

Statt Lebkuchen gibt es Panettone

Justine und Markus Fröhlich senden brasilianische Weihnachtsgrüße aus dem mehr als 10 000 Kilometer entfernten Joinville

Justine und Markus Fröhlich haben sich in Brasilien gut eingelebt.

Seit mittlerweile fast zwei Jahren leben wir nun in Brasilien. Genauer gesagt in Joinville, im Bundesstaat Santa Catarina. Luftlinie nach Nürtingen: genau 10 135,72 Kilometer.

Die Gegend ist sehr europäisch. Vor vielen Jahren sind neben Italienern unter anderem auch viele Deutsche hierher ausgewandert.

Nach zwei Jahren können wir sagen, dass wir uns mittlerweile sehr wohl fühlen und jeden Augenblick genießen. Die Eingewöhnungszeit mit Sprachunterricht, Einarbeitung im neuen Job, neue Leute kennenlernen, neuen Hobbys und die Erkundung der Umgebung ist inzwischen vorüber. Mittlerweile herrscht wieder Arbeitsalltag. Am besten gefällt uns hier die Natur. Wunderschöne Strände und die Regenwälder, wie die bedrohte Mata Atlântica, bezaubern uns immer noch mit ihrer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Wir leben in einem Apartment, in einem „ Condomínio“, eine Art Hausgemeinschaft mit rund 40 anderen Familien, die mittlerweile gute Freunde geworden sind. Diese haben es uns mit ihrer offenen und herzlichen, manchmal auch etwas verrückten Art sehr leicht gemacht und uns in sämtliche Aktivitäten, von Beginn an, miteinbezogen. Unter anderem hatten wir einen gemeinsamen Stand auf dem jährlichen Stadtfest, welcher hier selbstverständlich den deutschen Namen „Stammtisch Joinville“ trägt.

Ähnlich wie bei unserem Stadtfest in Nürtingen geht es hier darum, gemeinsam zu feiern, zu essen, zu trinken, Freunde an Nachbarständen zu besuchen und auf ein eisgekühltes Bierchen, eine „cerveja bem gelada“, einzuladen. Weitere gemeinsame Aktivitäten sind Treffen zum Nachmittagskaffee, dem „café da tarde“, oder auch zweimal die Woche die beliebte Zumba-Stunde, in der unter anderem auch Samba getanzt wird.

Natürlich ist Brasilien ein fußballverrücktes Land. Während der WM haben wir gemeinsam das brasilianische und auch das deutsche Team angefeuert. Die heftige WM-Niederlage gegen Deutschland wurde uns schon nach wenigen Tagen verziehen. Hauptsächlich dank des Siegs der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien, des größten brasilianischen Konkurrenten beim Fußball. Aber auch dadurch, dass das deutsche Team sehr viele Sympathien in Brasilien gewonnen hat.

Letztes Jahr im Dezember haben wir unsere Familien in Nürtingen besucht. Das heißt, dieses Jahr werden wir das erste Mal Weihnachten in Brasilien verbringen. Wie in Deutschland ist hier ebenfalls bereits seit Oktober alles weihnachtlich geschmückt. Leider haben wir bisher keine Lebkuchen oder Spekulatius gefunden. Schoko-Weihnachtsmänner gibt es jedoch in großer Vielfalt. Außerdem gibt es einen speziellen Weihnachtskuchen, der sich „Panettone“ nennt.

Da es hier wenig echte Tannen gibt, sieht man hier sehr viele Plastiktannen, die äußerst bunt dekoriert sind. Die Adventssonntage werden hier weniger gefeiert. Auch Adventskränze, an denen gemeinsam Weihnachtslieder gesungen werden, sind nicht Teil der regionalen Bräuche. Bei 40 Grad ist es mit Kerzen auch nicht wirklich gemütlich. Auf einige Traditionen, die wir von zu Hause gewohnt sind, müssen wir demnach in diesem Jahr verzichten. Aber wir werden Weihnachten auch nicht wirklich traditionell verbringen. Kurz vor Weihnachten bekommen wir Besuch von Freunden und reisen mit ihnen nach Rio de Janeiro. Dort werden wir Heiligabend vermutlich in einem Restaurant an der Copacabana mit Caipirinha und brasilianischen Spezialitäten feiern. Anders, aber für uns auch sehr aufregend. Die Familie mit unseren Eltern, Geschwistern und Nichten wird natürlich trotzdem sehr fehlen. In diesem Sinne grüßen wir unsere Lieben daheim und ganz Nürtingen. Wir wünschen eine besinnliche Weihnachtszeit, ein schönes Weihnachtsfest mit viel Gesang, Harmonie und leckeren Plätzchen im Kreise der Familie sowie einen guten Start in das kommende Jahr 2015.

Markus und Justine Fröhlich

Zur Startseite