Weihnachtsgrüße

Plätzchen backen unter erschwerten Bedingungen

Lucia Häußler verbringt ein Semester im französischen Lyon – Ihre internationalen Kommilitonen bringen ihr die Weihnachtsbräuche anderer Länder näher

Es ist nun Anfang Dezember und die Stadt steckt mitten in den Vorbereitungen für das berühmte „Fête des lumières“ in Lyon in Frankreich. Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal von der Legende gehört, die Pest habe im 17. Jahrhundert nach einem religiösen Fest kurz vor den Mauern der Stadt gestoppt. Der wirkliche Grund für die jahrelange Tradition ist jedoch, dass am 8. Dezember 1852 eine wertvolle Marien-Statue auf dem Hügel Fourvière installiert wurde und die Stadtbewohner spontan brennende Kerzen in ihre Fenster stellten. Ich werde während meinem viermonatigen Erasmus-Aufenthalt hier zum ersten Mal den Zauber des Lichterfests miterleben dürfen.

Auch wenn ich mich während der Zeit in Frankreich ein paar Mal zurück nach Baden-Württemberg, meinen Freunden und meiner Familie gesehnt habe, wird dies definitiv einer der vielen schönen Erlebnisse sein, die ich während des Semesters hier hatte. Leider ist es während dem Erasmus-Programm viel leichter, in Kontakt mit anderen Erasmus-Studenten zu kommen als mit Franzosen – so habe ich jedoch eine tolle Gruppe von neuen Freunden gewonnen, von denen ich viel Neues über die Traditionen und die Kultur ihrer Heimatländer erfahren habe.

Zum Beispiel gab es gemeinsame Kochabende, bei denen wir unseren internationalen Freunden selbst gemachte Kässpätzle servierten und ihnen sogar recht erfolgreich die Aussprache des Wortes beibrachten, oder bei denen uns im Gegenzug die Belgier ein landestypisches Gericht zubereiteten. Wir machten außerdem gemeinsame Ausflüge in naheliegende Städte: Mitte September zum Beispiel, als in Deutschland sozusagen schon der Herbst begonnen hatte, waren wir im Nationalpark Calanques bei Marseille und badeten nach einer langen, anstrengenden Wanderung im (doch etwas frischen) klaren Meer.

Es folgten Ausflüge wie beispielsweise ein Tagestrip nach Genf, und natürlich die obligatorische Fahrt in die Hauptstadt Frankreichs. Dort schneite es an einem Abend unglaublich dichte und riesige Flocken – mein erster (und bisher einziger) Schnee in diesem Winter.

Und so langsam beginnt die Weihnachtsstimmung auch hier: Kürzlich haben wir unter sehr erschwerten Bedingungen Plätzchen gebacken und es ohne Rührgerät und mit einem winzigen Ofen geschafft, leckere Kokosmakronen, Vanillekipferl und andere Eigenkreationen zu backen.

Da sich unser Auslandssemester bald dem Ende zuneigt und manche von uns schon am 11. Dezember wieder nach Hause reisen, haben wir eine kleine Vorweihnachtsparty gefeiert. Jeder hatte die Aufgabe, je nach Anfangsbuchstabe des Vornamens Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch mitzubringen und ein Wichtelgeschenk zu besorgen. Wir hatten sogar einen kleinen Weihnachtsbaum, unter dem die Geschenke lagen. Ich habe auch erfahren, dass in den Niederlanden zum Beispiel der Nikolaus oder auch „Sinterklaas“ schon am fünften Dezember kommt, und es wie an Weihnachten viele Geschenke gibt, die wie in Belgien durch den Kamin gebracht werden. An Weihnachten kommt dann in beiden Ländern wie bei uns das Christkind. Dieser schöne Abend endete damit, dass ich nun ein echtes französisches Kleidungsstück in meinem Besitz habe: Mein Wichtelgeschenk war nämlich eine schwarze Baskenmütze.

Allerdings schwang bei uns allen auch ein bisschen Wehmut mit, da der zumindest vorläufige Abschied sehr nahe ist. Am 21. Dezember fahre ich endgültig zurück nach Nürtingen und werde dort wie gewohnt Weihnachten mit meiner ganzen Familie verbringen. Trotzdem sende ich euch allen schon jetzt viele, französische Weihnachtsgrüße und wünsche euch ein frohes Fest sowie eine schöne Adventszeit!

Liebe Grüße von

Lucia Häußler

Zur Startseite