Weihnachtsgrüße

Lichterparaden sind die Vorboten

Annabell Sommer vermisst in Kanada Adventskränze und Spekulatius

Seit Ende August wohne ich in einer kleinen Hafenstadt auf Vancouver Island in Kanada, um hier mein Auslandssemester zu verbringen. Zusammen mit mir sind noch acht weitere Studenten von der HfWU aus Nürtingen hier, sodass das Heimweh gar keine Chance hat.

In den ersten Wochen nach unserer Ankunft haben wir vor allem das gute und warme Wetter genutzt, um die Insel zu erkunden. Zu unserem Glück bietet die Uni hier ein Extra-Outdoor-Programm an, mit dem wir günstig kajaken, stand-up-paddeln, surfen und wandern gehen konnten. Die große Erwartung bei jeder Wanderung war natürlich einem Bären zu begegnen und als wir uns eines Tages bei strömenden Regen auf den Weg zu Mt. Moriarty machten, der einige Zeit wegen der Gefahr von Waldbränden gesperrt war, raschelte es plötzlich neben uns im Gebüsch. Etwas Großes, Dunkles kletterte nur ein paar Meter von uns entfernt auf einen Baum und beobachtete, auf einem Ast stehend, unseren Rückzug. Glücklicherweise handelte es sich nur um einen scheuen Schwarzbären, sodass wir einige Minuten später an ihm vorbeilaufen und unsere Wanderung fortsetzen konnten.

Anfang November gab es dann den ersten Schnee und alle drehten durch. Plötzlich fielen die Busse aus und die Professoren befürchteten, dass die Uni die nächsten Tage schließen muss. Wer jetzt mit meterhohe Schneemassen gerechnet hat, den muss ich leider enttäuschen. Hier, auf Vancouver Island und in Vancouver selbst, ist Schnee recht selten und trotz riesiger Pick-Up-Trucks möchten bzw. können die ansässigen Kanadier nicht auf der kleinsten Schneedecke fahren ohne einen Unfall zu bauen.

Viel lieber starten sie direkt nach (oder teilweise auch schon zusammen mit) der Halloween-Dekoration ihr Haus bzw. den Garten weihnachtlich zu schmücken. Ganz so verrückt wie in Amerika ist hier zwar meistens nicht dekoriert, dafür werden aber etliche öffentliche Plätze geschmückt und Lichterparaden gehalten. Diese sind dann auch eine der wenigen Weihnachtsbotschafter, denn Adventskränze, Spekulatius, Stollen und Glühwein sucht man hier vergeblich. Dafür bringen die Weihnachtslieder und Santa-Besuche in den Malls etwas Weihnachtsstimmung.

Ob ich mein Weihnachten in den Bergen beim Skifahren, zusammen mit meinen Vermietern beim Surfen, gemeinsam mit anderen in einem Hostel in Vancouver oder vielleicht auch ganz anders verbringen werde, kann ich noch nicht sagen. Eines weiß ich allerdings: Es wird eine ganz neue Erfahrung für mich. Nach Weihnachten kommt dann endlich mein Freund und wir werden Silvester zusammen in Seattle verbringen.

Merry Christmas and a Happy New Year aus Kanada an meine Familie, Freunde und alle daheimgebliebenen Leser

Annabell Sommer

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