Weihnachtsgrüße

„Kia orana e kia manuia rava“ aus „Aotearoa“

Lisa Wagner braucht in Neuseeland in der Vorweihnachtszeit statt Schal und Handschuhen Sonnenmilch und Hut

Lisa Wagner fühlt sich in Wellington bei ihrer Gastfamilie sehr wohl.

Frei nach diesem Motto machte ich mich am 17. September mit keinerlei überflüssigen Pfunden im Gepäck auf den Weg. Von Haustür zu Haustür sollte meine Reise fast 40 Stunden dauern. Doch jegliche Aufregung und sämtliche Vorbereitungen im Voraus haben sich gelohnt.

Ich bin wohlauf in Aotearoa gelandet. Von den Ureinwohnern Neuseelands, den Maori, wurde das Land ursprünglich „Aotearoa“ genannt, was so viel heißt wie „Land der langen weißen Wolke“.

Meine ersten drei Monate habe ich in Wellington, der südlichsten, windigsten und coolsten kleinen Hauptstadt der Welt, verbracht.

Meine Gastfamilie hat mich herzlich aufgenommen, sodass ich mich vom ersten Tag an sehr wohlgefühlt habe.

Als Demi-Pair besuchte ich jeden Morgen mit Schülern aus aller Welt eine Sprachschule im Stadtzentrum. Ich verbesserte mein Englisch also in rasender Geschwindigkeit und kam direkt in Kontakt mit Gleichgesinnten. Nach Schulschluss verbrachten wir dann auch unser ruhiges Stündchen am Tag gemeinsam. Ob in einem Café in der Cuba Mall, an der Promenade von Oriental Bay, auf dem Mount Victoria, dem Gipfel in der Kategorie höchste Hutverlustwahrscheinlichkeit oder auch mal im Botanischen Garten zwischen herrlichen Rosen, einheimischem Urwald und Pflanzen aus aller Welt – Wellington kann man für seinen Charme samt der „Wellingtonier“ nur lieben. Zu Hause machte ich mich dann sofort an den Haushalt.

Von Tag zu Tag bewunderte ich meine Mutter mehr. Es sollte so etwas wie ein „Hausfrauenzertifikat“ eingeführt werden, denn Hausfrau zu sein ist ein wirklicher Knochenjob. Auch wenn zu Anfang der Scheibenwischer, auf der linken Seite des Lenkrades, öfter auch mal bei strahlendem Sonnenschein betätigt wurde, die Kinder kamen immer heil nach Hause. Dann wurden kleine Zirkusshows einstudiert, mir das Gitarrespielen beigebracht oder Wettbewerbe aller Art durchgeführt. Zum Beispiel, wer kann die längsten Spätzle machen oder wen kann man am höchsten auf dem Trampolin schleudern.

Die Zeit verging wie im Flug und schon steht Weihnachten vor der Tür. Auch hier blinkt und glitzert alles und Schokoweihnachtsmänner lachen einen von den Regalen an. Wenn man den Laden dann jedoch verlässt, rutscht man auf keinem Gehsteig aus und anstatt Schal und Handschuhe zu tragen wird Sonnenmilch aufgetragen und ein Hut aufgesetzt. Die Sonne scheint mit angenehmen 25 Grad auf einen herunter, sodass einem entspannten Grillen oder einem erfrischenden Bad im Meer nichts mehr im Wege steht.

Aber ich muss schon sagen, den würzigen Duft von Glühwein oder gebrannten Mandeln auf dem Weihnachtsmarkt vermisse ich schon ein wenig, obwohl Wellington eine Vielzahl an wunderschönen Märkten zu bieten hat. Sie stecken voller Farbe, Lebensfreude und lokalen Aromen. Wer es liebt, durch Handgemachtes von Schmuckdesignern, Chocolatiers oder auch Schneiderinnen zu stöbern, ist hier genau richtig aufgehoben.

Mein absolutes Highlight bisher war der Besuch bei Verwandten meiner Gastfamilie auf einer Farm in Blenheim, auf der Südinsel. Mit einem offenen Landrover sind wir durch die hügeligen Weiden gedüst. Gatter für Gatter musste geöffnet werden, bis wir schlussendlich an einem saftig grünen Picknickplatz gelandet sind.

Wo dieses Jahr für mich endet, weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall am anderen Ende der Welt. Durch meine Wochenendtrips habe ich schon einen kleinen Vorgeschmack aufs Reisen bekommen, aber nun ist es endlich so weit: In den nächsten Monaten werde ich Nord- und Südinsel, einen kleinen Teil der unglaublichen Weiten von Australien und das exotische Thailand unsicher machen.

In diesem Sinne wünsche ich vor allem meiner Familie, Freunden und Bekannten „kia orana e kia manuia rava“ (fröhliche Weihnachten) und auch ohne mich einen erfolgreichen Start ins neue Jahr!

Eure Lisa Wagner

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