Weihnachtsgrüße

Feuerwerk statt „Stille Nacht“

Melanie Kalisch freut sich in Argentinien über Traditionen, die es auf die Südhalbkugel geschafft haben

Melanie Kalisch feiert Weihnachten mit ihrem argentinischen Freund und dessen Familie.

Ein weiteres Mal hat es mich jetzt nach Argentinien verschlagen. Vor zwei Jahren noch als Freiwillige der DPSG und von Adveniat, habe ich mich dieses Mal entschlossen, etwas mehr herumzureisen und bin nun mit einem „Work and Travel“-Visum unterwegs. Weihnachten werde ich dabei in Buenos Aires bei der Familie meines Freundes, den ich im Laufe des Freiwilligendienstes kennengelernt habe, verbringen. Die größte Umstellung für mich in Bezug auf Weihnachten ist hier die Jahreszeit. Es ist Sommer und es hat 30 Grad. Da ist nichts mit Weihnachtsmärkten, heißen Crêpes und Glühwein. Auch einen Adventskalender oder Adventskranz kennt man hier nicht und der Nikolaus kommt auch nicht. Doch ein paar Traditionen von der Nordhalbkugel haben es trotzdem hierhergeschafft. So beginnt hier die Weihnachtszeit am 8. Dezember, am Tag der Jungfrau Maria. An diesem Tag wird der nicht ganz so echte, oft auch schon bunte Tannenbaum im Wohnzimmer aufgestellt. Dazu wird er mit Weihnachtskugeln, Schleifen, bunten Bändern, Lichtern und allen möglichen anderen bunten Sachen geschmückt, sodass am Ende ein knallbunt leuchtender Weihnachtsbaum entsteht. Auch wird die Weihnachtskrippe aufgestellt, die auf den ersten Blick ganz normal aussieht. Auf den zweiten Blick sieht man, dass viel mehr Figuren als gewöhnlich an der Grippe stehen, wie ein Schwein oder ein Frosch und auch schon die Heiligen Drei Könige an der Krippe warten. Nur das Christkind wird erst am Weihnachtstag dazugestellt.

Bis zum 24. Dezember wird dieser Tag der einzige bleiben, der direkt etwas mit Weihnachten zu tun hat. In den Tagen dazwischen werden nur der Weihnachtsbaum, die selten gespielte Weihnachtsmusik und die Weihnachtsbeleuchtung der Häuser und Geschäfte einen erinnern, dass bald Weihnachten ist. Und natürlich die Süßigkeiten. Obwohl man hier am liebsten jeden Tag wegen der Hitze Eis essen würde und ich sagen muss, dass das argentinische Eis das beste ist, das ich bisher gegessen habe, gibt es hier Süßigkeiten, die nur zur Weihnachtszeit gegessen werden. Dazu gehören Türkischer Honig, Mandeln im Schokomantel, Mantecol, das wie Erdnussbutter in Form eines Riegels schmeckt und Pan dulce, das an einen Hefezopf mit Früchten erinnert. Zu den ganzen Süßigkeiten wird Maté, das Nationalgetränk von Argentinien getrunken. Dazu werden in ein Gefäß aus Holz oder Calabaza, auch Flaschenkürbis, die Kräuter der Mate-Pflanze gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen. Dieses wird durch einen speziellen Trinkhalm, die Bombilla, getrunken. So kommt es, dass man hier jeden Tag zum Maté-Trinken zusammensitzt und man eigentlich überall jemanden mit einem Mate in der Hand sieht. Sonst geht alles bis zum 24. Dezember seinen gewohnten Lauf. Aber schneller als gedacht steht auch schon Weihnachten vor der Tür. Aufgrund der anderen Jahreszeit fällt hier die „Stille Nacht“ jedoch etwas anders aus. Weniger still und eher wie eine große Feier, die am Abend des 24. anfängt. Dazu wird viel gegessen, meistens Asado, also Gegrilltes, und es wird überall mit lauter Musik gefeiert. Und um Mitternacht ist es schließlich so weit. Mit einem großen Feuerwerk heißt es dann für alle: Fröhliche Weihnachten! Und so wünsche ich euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Eure Melanie Kalisch

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