Weihnachtsgrüße

Es fühlt sich fast an wie Weihnachten

Lorena Wind feiert in den USA mit ihrer jüdischen Gastfamilie Hanukkah statt Weihnachten – Auch dabei steht das Familienzusammensein im Mittelpunkt

Einen sensationellen Ausblick gibt es auf dem Skydeck des Willis Tower.

Ich heiße Lorena, bin 21 Jahre alt und komme aus Großbettlingen. Zurzeit bin ich für ein ganzes Jahr als Au-pair in den USA. Seit über drei Monaten lebe ich nun schon in Deerfield, einer Vorstadt, etwa 35 Minuten nördlich von Chicago. Ich lebe bei einer super lieben Gastfamilie mit zwei kleinen Jungs im Alter von eineinhalb und drei Jahren.

Der Lake Michigan ist nur etwa zehn Minuten entfernt. Eigentlich ist der Lake Michigan ein großer See, doch es fühlt sich so an, als ob man am Meer wohnen würde. Ich habe mich hier schon sehr gut eingelebt und mich an die amerikanischen Unterschiede gewöhnt. Ganz am Anfang ist mir zum Beispiel im Restaurant aufgefallen, dass man immer ein Glas Wasser mit reichlich Eiswürfeln kostenlos dazubekommt. Das Wasser schmeckt allerdings sehr nach Chlor und ist somit eher gewöhnungsbedürftig. Doch daran habe ich mich schon gewöhnt und ich schmecke das auch schon fast gar nicht mehr. Wenn man sich ein Getränk bestellt, bezahlt man einmal und bekommt dann sogenannte „refills“, das heißt man bekommt Nachfüllungen ohne Aufpreis. Man darf hier außerdem an allen roten Ampeln rechts abbiegen, solange nichts anderes dransteht. Das spart manchmal sehr viel Zeit. Allgemein wird hier so gut wie alles mit dem Auto erledigt. Selbst jede Bank hat hier ihren eigenen Drive-in. Dafür sind die Spritpreise auch deutlich günstiger. Für eine ganze Tankfüllung zahlt man hier ungefähr 32 Dollar, was umgerechnet etwa 27 Euro sind. Was ich an der USA besonders schätze ist, dass die Läden auch sonntags geöffnet haben.

Weihnachten wird bei mir dieses Jahr komplett ausfallen, da meine Gastfamilie jüdisch ist. Wir werden stattdessen Hanukkah feiern. Das ist zwar eigentlich gar nicht wirklich mit Weihnachten zu vergleichen, fällt aber ungefähr in denselben Zeitraum und die Kinder bekommen auch Geschenke. Dieses Jahr geht Hanukkah vom 12. bis 20. Dezember, es dauert nämlich immer acht Tage und Nächte. Abends werden wir in dieser Zeit immer zusammen Dinner essen und danach werden die Hanukkah-Kerzen auf der Menorah, dem neunarmigen jüdischen Kerzenständer, angezündet. Hanukkah ist nämlich das Fest der Lichter.

Am ersten Abend von Hanukkah wird die Kerze in der Mitte angezündet sowie noch eine weitere. Für jeden Tag kommt dann eine neue Kerze dazu, bis letztendlich alle neun Kerzen leuchten. Das Ganze geht von rechts nach links. Allerdings müssen die Kerzen jede Nacht komplett abbrennen. Man darf sie also nicht einfach nach einer gewissen Zeit ausmachen. Beim Anzünden der Kerzen wird außerdem ein jüdisches Gebet auf Hebräisch aufgesagt und anschließend das Lied „Hanukkah O Hannukkah“ gesungen. An einem der acht Tage macht meine Gastmama „Latkis“ zusätzlich zum Dinner. Das sind Kartoffel-Pancakes.

Lorena Wind (Zweite von rechts) mit ihrer Gastfamilie

Normalerweise bekommen die Kinder an jedem der acht Tage ein Geschenk. Meine Gastfamilie macht das aber anders. Wir werden am 25. Dezember ein großes Dinner machen und auch erst an diesem Abend alle Geschenke auspacken. Da am 25. Dezember alle Amerikaner wegen Weihnachten frei haben, können alle Verwandten zusammenkommen und daher machen wir an diesem Tag das große Hanukkah-Dinner. Somit wird es sich dann doch ein bisschen wie Weihnachten für mich anfühlen.

Dennoch möchte ich sagen, dass ich das Abenteuer ein Au-pair zu sein begonnen habe, um einen kulturellen Austausch zu erleben und natürlich gehören auch Feiertage zu einer Kultur. Deshalb freue ich mich sehr, einen anderen Feiertag zu erleben. So viel anders wird es für mich auch gar nicht sein, da das Familienzusammensein im Mittelpunkt stehen wird und das war an Weihnachten bei mir auch bisher immer so. Jedenfalls geht bei mir die traditionelle Weihnachtsstimmung nicht verloren. Schon Ende November hat der Christkindlmarket in Downtown Chicago begonnen. Schon nach Halloween fingen die Amerikaner an, ihre Häuser weihnachtlich zu schmücken. Allgemein legen die Amerikaner sehr viel Wert auf ihre Dekorationen, nach dem Motto: Je mehr, desto besser!

Abschließend wünsche ich allen Daheimgebliebenen, insbesondere meiner Familie und meinen Freunden, schöne und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2018.

Liebe Grüße aus Chicago

Lorena Wind

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