Licht der Hoffnung

Schulbildung und ein Zuhause für Straßenkinder

Licht der Hoffnung: Die Bempflingerin Birgit Zimmermann möchte den Kindern gute Zukunftsperspektiven aufzeigen

Teamwork: Die Helfer aus Deutschland haben zusammen mit den Kenianern gute Arbeit geleistet. Der Rohbau für das Zentrum ist fertig.
Fabio Späth (links) und Heinrich Müller haben mit deutscher Gründlichkeit und kenianischer Improvisationskunst manches Hindernis aus dem Weg geräumt. Fotos: privat

Straßenkindern in Kenia neue Perspektiven aufzuzeigen, dieses Ziel verfolgt die Bempflingerin Birgit Zimmermann mit dem Badilisha Maisha Center, das derzeit in Eldoret, der viertgrößten Stadt in Kenia, entsteht. Der Verein Eldoret Kids Kenia unterstützt das Vorhaben tatkräftig. Der Rohbau steht. Doch es fehlt noch am Mobiliar. Das soll mit Hilfe von „Licht der Hoffnung“ finanziert werden.

Dank großer Unterstützung zahlreicher freiwilliger Helfer aus Birgit Zimmermanns Heimat Bempflingen und Umgebung ist in den zurückliegenden Monaten am Rande von Eldoret der Rohbau für das Rehabilitationszentrum Badilisha Maisha entstanden. Der Name ist Programm und heißt übersetzt „Verändere Leben“.

Bis zum Einweihungstermin am 10. Januar gibt es freilich noch viel zu tun, wie Holger Dembek, der ehemalige Grafenberger Bürgermeister und Vorsitzende des Vereins Eldoret Kids Kenia, jetzt aufzeigte. Zusammen mit weiteren Vereinsmitgliedern und engagierten Helfern berichtete er über den Stand des Vorhabens und die Arbeit von Birgit Zimmermann. Die gebürtige Bempflingerin möchte mit dem Zentrum Straßenkindern aus den Randbezirken Eldorets Perspektiven für ein neues Leben, fern der Müllkippen, aufzeigen. Der strukturierte Alltag sieht einen geregelten Schulbesuch vor, eine Wiedereingliederung in die Familien und am Ende eine Berufsausbildung. So sollen die jungen Menschen in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden, um dann selbst für ihren Unterhalt zu sorgen.

Heinrich Müller hat sich mit dem Einsatz einen Jugendtraum erfüllt

Bei einem Vortrag in der Riedericher Kirche hat Heinrich Müller „Feuer gefangen“. Das Projekt von Birgit Zimmermann, ihre Arbeit mit den Straßenkindern und ihre Pläne haben den Riedericher Maurermeister fasziniert. „Als junger Mann hätte ich mich gerne in der Entwicklungshilfe engagiert.“ Jetzt, nachdem er sein Baugeschäft dem Sohn übergeben hatte, sah der 68-Jährige die Chance, das Versäumte nachzuholen. In Kenia hat der Maurermeister seine Fachkenntnisse beim Hausbau eingebracht. Nach vier Wochen, am Ende seines Aufenthaltes, wurde in drei Sprachen Richtfest gefeiert. Stolz ist Heinrich Müller auf die Außentreppe, bei der alle Stufen exakt gleich hoch sind. „Für Kenianer absolut faszinierend.“ Deshalb nannten ihn die kenianischen Helfer „Mister Wasserwaage“.

Als Heinrich Müller in Eldoret ankam, hatten Ingrid Späth und ihr Sohn Fabio schon wichtige Vorarbeit geleistet. Mutter und Sohn haben zwei Wochen ihres Sommerurlaubs auf der Baustelle in Eldoret verbracht. Fabio ist 17 Jahre alt und macht eine Maurerlehre. In Eldoret waren die afrikanischen Bauhelfer fasziniert von den Kenntnissen des jungen Mannes. Und Fabio schlüpfte unversehens in die Rolle des Vorarbeiters. Er zeigte, dass abends nach getaner Arbeit das Werkzeug geputzt und aufgeräumt werden muss. Er brachte ihnen bei, dass Fugen nicht beliebig breit sein dürfen – was freilich bei in Handarbeit zurechtgehauenen Steinen etwas schwierig ist. „Das war echt krass.“ Doch auch Fabio möchte den Aufenthalt in Eldoret und die Erfahrungen nicht missen.

Auch Michael und Christian Euchner machten in Eldoret erste Erfahrungen mit Entwicklungshilfe. Die beiden Grafenberger (Vater und Sohn) verlegten die elektrischen Leitungen und sorgten dafür, dass Lichtschalter an der richtigen Stelle, also neben der Tür und nicht irgendwo im Raum, installiert werden. Doch bevor der Elektriker aus Deutschland mit der Arbeit beginnen konnte, musste erst sehr umständlich das Material besorgt werden. „Man kann nicht einfach mal in den Baumarkt fahren.“ Leitungsschlitze haben die Kenianer geklopft. „Da ging alles Pi mal Auge“, erzählt Michael Euchner schmunzelnd. Den Strom bis zum Haus hat „Kenia Power“ verlegt. Ein Energieversorger ähnlich den Stadtwerken bei uns. Michael Euchners Ehefrau Sabine war schon im Januar mit Ernestine Zimmermann und Kai Doster in Eldoret, um das Grundstück einzuzäunen und das Fundament zu betonieren.

Das Dach ist dicht und mit der Außentreppe kann auch das Dachgeschoss später genutzt werden. Jetzt fehlt noch das komplette Mobiliar samt Kücheneinrichtung und Grundausstattung für die neuen Bewohner. „Außerdem werden für den laufenden Betrieb jährlich rund 15 000 Euro benötigt“, sagt Holger Dembek. Der ehemalige Grafenberger Bürgermeister ist Mitbegründer und Vorsitzender des Verein Eldoret Kids.

Den jungen Menschen eine Zukunft ohne Drogen, Hunger und Kriminalität zu bieten und sie später in die Familien zurückzuführen, ist das erklärte Ziel des Projekts von Birgit Zimmermann. 15 Kinder sollen im ersten Stadium im neuen Haus einen Platz finden. „Wir begleiten die Kinder und sorgen für ihre Schul- und Berufsausbildung“, so Dembek. Die Hilfe des Vereins Eldoret Kids basiert auf mehreren Punkten. Neben dem Bau des Zentrums wird für die Kinder der Aufenthalt und die Schulausbildung finanziert. Außerdem können Patenschaften für Kinder übernommen werden. Projektleiterin ist Birgit Zimmermann, ihr steht ein Sozialarbeiter zur Seite, der mit der Bempflingerin schon in Karai zusammengearbeitet hat. Neben dem Rehabilitationszentrum ist eine größere Wellblechhütte entstanden, die Platz für die Hühner und die Kuh bietet. Mit dem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb – auch Gemüse soll angebaut werden – will man nicht nur als Selbstversorger auftreten, sondern auch Gemüse auf dem Markt verkaufen. Außerdem ist daran gedacht, eine Backwerkstatt zu eröffnen. Man will Brot nach original schwäbischen Rezepten herstellen. „Das kenianische Brot schmeckt nicht“, berichtet Ernestine Zimmermann. Außerdem will der Verein eine Nähmaschine anschaffen und mit einer kleinen Nähstube einen Arbeitsplatz für eine Frau schaffen. Viele Mosaiksteine, die dazu beitragen sollen, den Menschen in Kenia in ihrer Heimat das Überleben zu sichern.

Helfen können unsere Leserinnen und Leser mit einer Spende auf folgende Spendenkonten: Kreissparkasse Esslingen: DE98 6115 0020 0010 2133 44 (BIC: ESSLDE66XXX); Volksbank Kirchheim-Nürtingen: DE42 6129 0120 0533 3330 08 (BIC: GENODES1NUE); Baden-Württembergische Bank: DE50 0101 0008 6688 22 (BIC: SOLADEST600). Für das Projekt in Eldoret kann man auch direkt spenden. Dann sollte auf dem Überweisungsträger in der Rubrik „Verwendungszweck“ das Stichwort „Kenia“ eingetragen werden.

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