Licht der Hoffnung

Neue Perspektiven für Ecuadors Jugend

Licht der Hoffnung: Die Spenden unserer Leser revolutionierten in EL Laurel nicht nur den Reisanbau

In der Schreinerei lernen die Schüler mit Holz zu arbeiten.

Acht Jahre ist es her, dass unsere Leser im Rahmen der Spendenaktion „Licht der Hoffnung“ Geld für Reisbauern in Ecuador gespendet haben. Die großzügige Summe erleichterte nicht nur die Arbeit der „Campesinos“, sie zeigte auch deren Kindern ungeahnte Perspektiven auf.

„Es ist unglaublich, was die Hilfe aus Nürtingen hier bewegt hat“, staunt Missionspfarrer Lothar Zagst, während er die Seiten eines Fotoalbums umblättert. Regelmäßig besucht er unsere Redaktion, um über die Situation in El Laurel, seiner Kirchengemeinde im Tiefland von Ecuador, zu berichten. Die Fotos, die er dabeihat, zeigen lachende Kinder, neu gebaute Häuser und Schüler, die Spaß am Lernen haben.

Zagst kam 1987 nach El Laurel und übernahm die Koordination der Stiftung „Fundación Hermano Miguel“, um den Menschen bei der Aus- und Weiterbildung zu helfen. Besonders die Situation der Reisbauern machte ihm Sorgen: „Die Menschen waren einfach zu gutgläubig und wurden von Reismühlenbesitzern ausgebeutet. Viele konnten nicht einmal ihre Familien versorgen. Das hat einen richtig wütend gemacht.“

Um die Ausbeutung der Campesinos, wie die Reisbauern in Ecuador genannt werden, durch die Reis-Mafia zu bekämpfen, rief er das Projekt „Prolica“ ins Leben. Im Rahmen der Spendenaktion „Licht der Hoffnung“ baten wir unsere Leser um Unterstützung für dieses Vorhaben. Das Schicksal der Campesinos bewegte die Nürtinger dazu, insgesamt 36 500 Euro dafür zu spenden.

„Mit Hilfe der Nürtinger haben wir den Reisanbau revolutioniert.“

Pfarrer Lothar Zagst

„Es wurden Lagerräume gebaut, in denen der Reis trocken gehalten werden kann“, berichtet Zagst. Vorher mussten die Bauern ihre Ernte zu fast jedem beliebigen Preis losschlagen. Auch ein Traktor mit Pflug konnte aus der Spende mitfinanziert und so die Abhängigkeit von geliehenen Maschinen verringert werden. Mit dem Geld wurde auch ein Agronom engagiert, der den Campesinos gezeigt hat, wie sie den Reis am effektivsten säen und ernten. Das führte zu wesentlich höheren Erträgen. „Mit Hilfe der Nürtinger haben wir den Reisanbau in El Laurel wirklich revolutioniert“, freut sich Zagst.

Die Revolution auf den Reisfeldern war jedoch nur der Anfang. Denn das Spendengeld aus Nürtingen löste eine Entwicklung aus, die so wohl niemand hatte kommen gesehen. „Durch die neugewonnene Unabhängigkeit hat sich auch das Bewusstsein der Campesinos erweitert. Sie haben gesehen, dass es noch andere Wege gibt, Geld zu verdienen, als mit dem Reisanbau“, stellte Zagst erstaunt fest: „Viele von ihnen baten uns, auch ihren Kindern bei der Berufsausbildung zu helfen.“

Gemeinsam in der Werkstatt: Dank der Geldspende aus Nürtingen können Jugendliche aus El Laurel neue Berufe erlernen. Fotos: privat

Der Nachwuchs wollte lieber lernen wie man Autos repariert oder Haare schneidet, anstatt auf dem Reisfeld zu arbeiten. „Das war der Hauptgrund, warum wir eine Berufsschule in El Laurel eröffnet haben.“

Jetzt bekommen im „Centro de Formacion“ junge Leute die Chance, unterschiedlichstes Handwerk zu erlernen. Es werden sowohl Grundkurse im Holzbau als auch Ernährungskurse angeboten. „Frauen werden an der Nähmaschine ausgebildet oder als Friseurin. Männer wollen Schweißer oder Elektriker werden“, gibt Zagst einige Beispiele.

Lernen mit der Unterstützung aus Nürtingen

Gelehrt wird nach dem deutschen Berufsschulmodell: Theorie und Praxis sind eng verbunden. „Wir haben einen Näh- und Computerraum eingerichtet. Auch Werkstätten gibt es“, zählt Zagst auf. Mittlerweile werden die Mitarbeiter der Stiftung sogar von Lehrern des staatlichen Gymnasiums angesprochen, die ihren Schülern einen praktischen Bezug bieten möchten.

Auch die Schüler profitieren von der Spenderlaune aus dem Schwabenland: „Die Computer und Nähmaschinen kommen von Firmen aus Nürtingen“, so der Pfarrer.

Ein Nürtinger ist sogar als Lehrer eingesprungen: Stadtrat Erhard Baier gibt regelmäßig Schweißkurse in dem Bildungszentrum. „Die Schüler sind sehr neugierig und haben viel Freude daran, Neues zu lernen“, sagt Baier. In der Region seien die Schüler für viele Menschen mittlerweile die erste Anlaufstelle, wenn es um Schweißarbeiten geht. „Es ist sehr wichtig, den Menschen hier neue Perspektiven aufzuzeigen“, betont Baier. Pfarrer Zagst und Erhard Baier sind sich sicher, dass das Spendengeld aus Nürtingen wesentlich dazu beigetragen hat, den Menschen in El Laurel diese neuen Türen zu öffnen.

Wer die Stiftung Fundación Hermano Miguel weiter unterstützen möchte, kann dies über das Konto der katholischen Kirchenpflege Nürtingen tun: Konto DE59 6115 0020 0048 2043 87 bei der Kreissparkasse; Stichwort: El Laurel Ecuador.

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