Licht der Hoffnung

Neue Perspektive für Kinder in Kenia

Licht der Hoffnung: Die Bempflingerin Birgit Zimmermann konnte mit Hilfe unserer Leser in Ostafrika viel bewirken

„Noch keiner wollte weglaufen“: Die ersten Bewohner des Badilisha Maisha Centre in Kenia. Foto: Zimmermann

Sie leben schon mit fünf oder sechs Jahren auf der Straße, sammeln Papier, Glas oder Plastik, um über die Runden zu kommen. Manche betteln, stehlen, viele schnüffeln Klebstoff: die Straßenkinder von Eldoret. Ihnen zurück in ein geregeltes Leben zu helfen, hat sich die Bempflingerin Birgit Zimmermann zur Aufgabe gemacht.

BEMPFLINGEN. Im neuen Badilisha Maisha Centre finden die kenianischen Jungen und Mädchen die Unterstützung, die sie auf diesem Weg brauchen. Möglich gemacht hat den Bau des Hauses der Verein Eldoret Kids, der auch von unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ unterstützt wurde.

Viel hat sich beim Projekt von Birgit Zimmermann und dem Verein Eldoret Kids in den vergangenen Monaten getan. Die meiste Energie ist in den Bau des neuen Projekt-Centers geflossen. Hier sollen künftig einige der Straßenkinder betreut werden, um sie behutsam wieder an einen strukturierten Tagesablauf zu gewöhnen.

Im Haus erhalten sie nicht nur Essen und einen sicheren Platz zum Schlafen. Birgit Zimmermann und ihre Mitarbeiter sorgen auch für die ärztliche Versorgung und dafür, dass ihre Schützlinge zur Schule gehen. Ziel ist es dabei, die Kinder nach und nach wieder in ihre Familien zurückzuführen.

„Viele sind aus Not auf die Straße gegangen oder geschickt worden“, erzählt die Bempflingerin, die vor knapp zehn Jahren als Missionarin in das ostafrikanische Land ging. Rund 300 000 Kinder sind es, die in Kenia so leben müssen. „Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt hier unterhalb der Armutsgrenze, ein Viertel hat weniger als einen US-Dollar pro Tag zur Verfügung“, erzählte Holger Dembek, Vorsitzender von Eldoret Kids, am Dienstagabend bei der Hauptversammlung des Vereins im Bempflinger Dorfgemeinschaftshaus.

Er selbst reiste im Januar in die kenianische Stadt und bekommt die Bilder von der Lebenssituation der Menschen dort seither nicht mehr aus dem Kopf: „Das geht einem an die Nieren“, gibt er zu. Zwar verzeichnete das Land 2014 ein Wachstum von fünf Prozent, doch das reiche bei Weitem nicht aus, um die sehr junge Bevölkerung zu versorgen.

Die großen Ziele: einen Beruf ergreifen und eine Familie gründen

Die Unruhen und die Bilder vom Anschlag auf die Universität sorgten zudem dafür, dass die Touristen ausbleiben. „Doch das ist eine der wichtigen Einnahmequellen des Landes“, so Dembek.

Mit dem Badilisha Maisha Centre will der Verein zusammen mit Birgit Zimmermann nun dabei helfen, Straßenkindern wieder eine Lebensperspektive zu geben. „Das Team leistet einen großen Beitrag dazu, dass die jungen Leute einen Beruf ergreifen und eine Familie gründen können“, betont Holger Dembek.

Anfang Januar wurde das Projekthaus feierlich eingeweiht. Dass es so schnell realisiert werden konnte, sei vor allem den vielen Spendern und ehrenamtlichen Helfern zu verdanken, wird Birgit Zimmermann nicht müde, sich an diesem Abend bei den Mitgliedern von Eldoret Kids zu bedanken. Viele gaben nicht nur Geld und übernahmen eine Patenschaft für eines der Kinder, die vom Projekt-Team betreut werden: Etliche der Mitglieder reisten persönlich nach Ostafrika, um den Bau mit ihrer Arbeitskraft zu unterstützen.

Parallel dazu stellte der Verein das Vorhaben rechtlich auf solide Basis. Verträge wurden geschlossen, die sichern sollen, dass das Grundstück und das Gebäude rein sozialen Zwecken dienen dürfen. Somit seien die Spenden aus Deutschland auch an das Projekt gebunden, so Dembek.

Insgesamt kostete das Haus rund 73 000 Euro. Das ist etwas mehr, als ursprünglich kalkuliert. „Aber wir haben damit Verbesserungen vorgenommen, die dem Projekt zugutekommen“, berichtet Dembek. So wurde das Dach so gestaltet, dass das Dachgeschoss ausgebaut und mitgenutzt werden kann.

Anfang des Jahres zogen die ersten Jungen ein. Inzwischen leben sieben Straßenkinder im Alter von sieben bis 15 Jahren in dem Centre. „Alle haben sich sehr gut eingewöhnt und es wollte, was ganz untypisch ist, auch noch keiner weglaufen“, erzählt Birgit Zimmermann.

Unsere Leser finanzierten das Projekt fast zu einem Viertel

Andere Kinder werden vom Team in ihren Familien betreut. Mit dem Einzug der ersten Kinder steigen aber auch die Aufwendungen für das Centre und die Betreuung. In diesem Jahr, kalkuliert Dembek, werden es rund 25 000 Euro sein, die aufzubringen sind, im kommenden Jahr klettert die Summe auf 32 000 Euro. Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, muss der Verein also weiter wachsen und stetig neue Spenden und Einnahmen generieren.

Im vergangenen Jahr funktionierte das sehr gut. Auch die Aktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung bedachte das Projekt mit einem Zuschuss von stattlichen 22 500 Euro. „Wir hatten Gesamteinnahmen von 94 520 Euro“, fasst Kassier Roswitha Kleiß zusammen.

Auch bei den Mitgliederzahlen legte der Verein deutlich zu und knackt in Kürze die 100er-Marke. „Mit den Mitteln, die wir haben, sind die Kosten für 2015 und 2016 gedeckt“, so Dembek.

Weitere Einnahmen sollen in diesem Jahr neue Spendenaktionen bringen. So ist für den 10. Oktober in der Reutlinger Stadthalle ein großes Benefizkonzert mit dem Liederkranz und der Jungen Sinfonie Reutlingen geplant. Auch auf den Weihnachtsmärkten der Region will der Verein zu Gunsten des Badilisha Maisha Centre verkaufen.

Spenden kommen auch über das Backbuch herein, das der Großbettlinger Frauen-Gesprächskreis herausgegeben hat. Ursprünglich hatten die Initiatoren gehofft, zwischen 50 und 100 Stück an die Frau oder den Mann bringen zu können. Inzwischen gingen jedoch über 1500 Exemplare weg.

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