Licht der Hoffnung

Kleinkunst-Premiere speziell für Beuren

Licht der Hoffnung: Erstmals stehen Uta Köbernick und Stefan Waghubinger an diesem Sonntag zusammen auf der Bühne

Im Dezember 2011 ist der in Österreich geborene Kabarettist Stefan Waghubinger mit seinem Soloprogramm für „Licht der Hoffnung“ aufgetreten – ebenso wie Uta Köbernick im Januar 2016. An diesem Sonntag (18 Uhr, Festhalle Beuren) stehen die beiden erstmals gemeinsam auf der Bühne. Im Interview spricht der 51-jährige über das neue Programm „Warum nicht!“.

Herr Waghubinger, am 26. November treten Sie zusammen mit Uta Köbernick in Beuren auf. Normalerweise sind Sie beide jeweils mit Soloprogrammen unterwegs. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Uta Köbernick ist regelmäßig beim Schweizer Radiosender SRF 1 für kurze Beiträge zu Gast. Als wir einmal gemeinsam im Rundfunkgebäude waren, hat uns der Redakteur vorgeschlagen, dass wir doch eine Sendung zusammen machen könnten. Heraus kam eine 40-minütige Sendung im Radio. Danach hat sich Jürgen Gerrmann (Anmerkung der Redaktion: der Gründer der Weihnachtsaktion dieser Zeitung, der im August in den Ruhestand gegangen ist) als Abschiedsgeschenk gewünscht, dass wir beide noch einmal für „Licht der Hoffnung“ auftreten. Er hatte die Idee, dass wir das gemeinsam machen könnten. Es wird in Beuren eine Premiere. Wir springen da ziemlich rein, wir werden Texte und Lieder aus der Sendung zeigen und teilweise überraschen wir uns gegenseitig und hoffen, dass es für das Beurener Publikum genauso spannend ist wie für uns.

Es ist also der Nürtinger Zeitung zu verdanken, dass es überhaupt zu dem Programm „Warum nicht!“ kommt.

Ja, genau. Wenn es gut ankommt, dann werden wir es auch noch öfter spielen. Abgesehen von den 40 Minuten im Radio haben wir noch nie etwas zusammen aufgeführt. Am Abend wird es ein Programm über 90 Minuten geben.

Wird das Programm „Warum nicht!“ nach der Premiere noch woanders aufgeführt?

Es wird auf jeden Fall um Silvester herum in Hannover vier Vorstellungen geben. Auch in Zürich und Bern sind Gastspiele geplant. Das Beurener Publikum wird ein bisschen mit entscheiden, wie oft wir das dann noch spielen werden.

Kommen Sie viel herum durch Ihre Auftritte und was war bisher das am weitesten entfernte Gastspiel von zu Hause?

Als ich mit dem Kabarett angefangen habe, habe ich einmal auf einem Schiff vor Spitzbergen gespielt. Bei den regulären Auftritten – und da spreche ich für Uta Köbernick mit – geht es über den ganzen deutschsprachigen Raum: Deutschland bis ganz in den Norden, Österreich, die Schweiz und Südtirol. Früher hatte ich immer Mitleid mit den Leuten aus der DDR, weil sie nicht weit reisen konnten. Uta Köbernick stammt ja aus Ost-Berlin, ist aber tatsächlich als damaliges Mitglied des Rundfunk-Kinderchores der DDR nach Russland, Georgien, Taiwan und Japan gekommen.

Normalerweise sind Sie beide mit Soloprogrammen unterwegs. In der „Warum nicht!“-Ankündigung steht: „Sie begannen gemeinsam zu arbeiten und kamen der Antwort näher als ihnen lieb war.“

Diese Ankündigung hat sich ein Stück weit bestätigt. Der ganze Sommer ist restlos draufgegangen mit den Vorbereitungen für die Radiosendung. Es war viel mehr Arbeit als wir dachten, weil Uta so pedantisch war und ich so akribisch. Vielleicht war es aber auch umgekehrt.

Wer von Ihnen beiden hat den Löwenanteil zum Programm beigesteuert?

Die Lieder und Gedichte sind von Uta Köbernick. Die prosaischen Texte sind zum größeren Teil von mir.

Denkt sich beim Dialog jeder selbst seinen Teil aus oder entwirft einer die kompletten textlichen Programmteile?

Es sind einige Solotexte dabei. Die Dialoge schreibt meistens eine Person, dann wird der Text zerlegt. Es sind die schwierigsten Phasen, sich auf einen Dialog zu einigen, weil einer den Satz so nicht sagen will und der andere sagt, der muss aber genau so sein.

Wie denkt man sich ein Programm aus? Verarbeiten Sie viel Autobiografisches oder nehmen Sie eher Anregungen von Erzählungen oder aus dem Fernsehen auf?

Wenn wir Programme schreiben, greifen wir auf Sachen zurück, die uns im Moment beschäftigen. Da werden zum Beispiel Bücher verarbeitet, die wir gerade gelesen haben, zum Beispiel „Kurze Geschichte der Menschheit“. Und jeder hat Dinge, die einem innerlich gerade wichtig sind. Nicht zuletzt kommen Themen hinzu, die die Welt gerade bewegen. Und der Zufall spielt auch eine Rolle.

Stehen auf der Bühne die realen Personen Uta Köbernick und Stefan Waghubinger oder wird man auf der Bühne zur Kunstfigur à la Cindy aus Marzahn?

Teils, teils. Wir sind auf der Bühne ein Stück weit bei uns, aber auch schon in einer gewissen Rolle. Cindy aus Marzahn ist in Wirklichkeit ganz anders. Wir sind auf der Bühne so, wie wir in Wirklichkeit sein könnten, wenn das Leben anders gelaufen wäre. Wenn ich einen Großindustriellen spiele, dann bin ich so, wie ich als Industrieller wäre. Wir nehmen viel von unserer Person mit und geben das in die Rollen mit hinein.

Um welche Themen geht es bei „Warum nicht!“?

Es geht hauptsächlich um das Grundthema „Wie können wir leben?“. Es geht um die Entwicklungen, die auf uns zukommen. Wie kann ein Mensch in dem Ganzen noch seinen Platz finden? Es geht auch um Demokratie und Bürokratie. Wer sich das als Zuschauer ansieht, wird einerseits das Gefühl haben, einem Spiel zuzuschauen, aber zugleich auch Dinge aus seinem Leben entdecken. So kann der Zuschauer auch auf neue eigene Gedanken kommen.

Wie lange ist das Programm aktuell?

Wenn die Welt so bleibt wie sie ist, ist es zeitlos. Eine Haltbarkeit von fünf Jahren dürfte man ihm zugestehen. Da wir viele Soloauftritte haben, wird es nicht einfach, Aufführungstermine für „Warum nicht!“ zu finden. Falls wir das Programm fünf Jahre lang machen, werden wir es etwa 50 Mal gespielt haben.

Spielen Sie lieber in großen Hallen oder für Fernsehproduktionen oder lieber im kleineren Publikumskreis?

Rein vom Spielen her lieber im kleineren Kreis. Es ist angenehmer, in einem engen Kabarettraum zu sitzen, als vor mehreren Hundert Leuten. Das andere ist dann allerdings vom Ergebnis her wichtig.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit den Gastspielen bei „Licht der Hoffnung“?

Mir hat es in Beuren sehr gut gefallen. Der Techniker für Licht und Ton hat mich richtig begeistert. Beim Auftritt von Uta Köbernick war ich unter den Zuschauern. Es war an beiden Abenden ein sehr aufmerksames und intelligentes Publikum. Das merkt man an den Reaktionen bei schwierigen Texten.

Wie sind Sie zum Kabarett gekommen?

Ich bin in Österreich auf dem Dorf aufgewachsen. Kabarett habe ich aus dem Radio mitbekommen. Es gab einige Sendungen, die ich als Kind schon gemocht habe. Obwohl ich die Anspielungen auf politische Themen nicht verstanden habe, wollte ich die Satiresendungen immer hören, unter anderem mit Helmut Qualtinger. Humor hat mich immer fasziniert. Ich hatte den Eindruck, dass ich das auch könnte. Aber erst vor acht Jahren habe ich es ausprobiert, als ich gehört habe, dass es in Stuttgart eine offene Bühne gibt.

Viele Kabarettisten wollen nicht als Comedians bezeichnet werden. Sehen Sie auch eine strikte Trennung zwischen Kabarett und Comedy oder sind die Grenzen fließend?

Ich habe bis jetzt noch keine offizielle Definition der Begriffe gefunden. Wo liegen die Unterschiede zwischen Comedy und Kabarett? Das eine ist mehr privat, das andere mehr politisch. Manche sagen, wenn es gut ist, ist es Kabarett, aber es gibt natürlich auch sehr gute Comedy, also Humor, der nur unterhalten will. Man kann vielleicht sagen, über eine Wunde ein buntes Pflaster kleben, ist Comedy. Salz in die Wunde streuen, damit man die Ungerechtigkeiten deutlich sieht, ist Kabarett. Es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten.

Um die Stand-up-Comedians hat es in den vergangenen Jahren einen Hype gegeben. Sie sind in allen Fernsehsendern präsent. Ist das positiv oder schädlich für das Genre?

Grundsätzlich ist es positiv, dass unser Beruf viel Aufmerksamkeit bekommt und die Menschen Interesse daran haben, sich das anzuhören. Es kann aber auch eine Übersättigung geben, wenn die Programme im Fernsehen lieblos präsentiert werden. Dann gehen die Leute nicht mehr ins Kabarett, weil sie sich davon nichts erwarten.

Was war bisher Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer Kabarettisten-Karriere?

Ich bin ja schon mit 19 Jahren aus Österreich weggezogen und habe dadurch dort die meisten Kontakte verloren. 2014 bin ich dann im Nachbarort meines Heimatdorfes aufgetreten. 350 Leute sind gekommen, darunter viele Verwandte, Freunde, Bekannte und frühere Nachbarn, die ich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Und denen hat der Auftritt gefallen. Das hatte ich nicht erwartet. Ich dachte immer, ich bin der Österreicher im Ausland und darüber lachen die Leute.

Wie haben Sie Uta Köbernick kennengelernt?

Ich habe sie backstage schon ganz oft auf Plakaten und in Gästebüchern gesehen. Daher hatte ich schon den Eindruck, sie gut zu kennen, bevor ich sie getroffen habe. Das war dann bei der Künstlerbörse in Freiburg.

Haben Uta Köbernick und Sie denselben Humor und dieselbe Vorstellung von Kabarett?

Wir sind beide sehr akribisch und achten sehr genau auf die Sprache. Aber wir benutzen verschiedene Formen. Bei Uta Köbernick besteht das Programm zur Hälfte aus Liedern. Meine Figur erzählt mehr daher. In etwa haben wir denselben Humor. Und wir sind beide große Fans voneinander.

Sind Sie in Österreich bekannt?

Nur in manchen Gegenden. In Deutschland und der Schweiz habe ich mehr Auftritte.

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