Licht der Hoffnung

In Rio de Janeiro soll ein Jugendtreff entstehen

Licht der Hoffnung: Die Nürtinger Favelafriends wollen die Lebensbedingungen für die Jugendlichen in Brasilien verbessern

Ein Ort der Zuflucht: Der Sportplatz in den Favelas von Rio de Janeiro. Foto: pm

Sechs Projekte werden in dieser 27. Saison unserer Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ bedacht. Auf ein hohes Spendenaufkommen hoffen unter anderem die Verantwortlichen der Favelafriends Nürtingen. Die Ehrenamtlichen des noch ganz jungen Projektes wollen bei den Jugendlichen in den Armenvierteln in Rio de Janeiro die Lebensbedingungen verbessern.

NÜRTINGEN. Die Geschichte der Nürtinger Favelafriends beginnt im November 2016, als Uwe Schietinger zu einer Hochzeit in Rio de Janeiro eingeladen ist. Für den Schulsportsozialarbeiter an der Mörikeschule in Nürtingen ist es die allererste Reise nach Brasilien – und er ist sofort tief beeindruckt von dem südamerikanischen Land, das rund 25 Mal so groß ist wie Deutschland. Besonders nachhaltig sind seine Eindrücke von den Favelas, die er bei einer speziellen Führung von Bernhard Weber gewinnt. Der frühere Stuttgarter wohnt schon seit 13 Jahren in Rio de Janeiro und engagiert sich in den Armenvierteln der Stadt. Geschätzte 1,4 Millionen Menschen leben in den 700 Favelas in Rio. Dort fehlen unter anderem sanitäre Anschlüsse, die nötige Gesundheitsversorgung und der Zugang zu guten Bildungseinrichtungen. Beherrscht werden die Viertel weitgehend von Drogenbanden oder Milizen aus ehemaligen Polizisten oder Militärs. Weil in Brasilien immer stärker der Rotstift im sozialen Bereich angesetzt wird, verschlimmern sich die Zustände in den Favelas immer mehr.

Viele der in diesen schwierigen Bedingungen aus Armut und oft auch Gewalt aufwachsenden Kinder und Jugendlichen trainieren in Fußballclubs in den Favelas, um auf andere Gedanken zu kommen. Sie träumen davon, Fußballprofis zu werden. Auch aufgrund seiner Affinität zum Fußball hat Uwe Schietinger noch in Rio spontan den Entschluss gefasst, ein soziales Hilfsprojekt ins Leben zu rufen. Zusammen mit Bernhard Weber gab er den Startschuss für die Favelafriends. In Nürtingen fanden sich mit Luze Machado, Helmut Bürger, Familie Nice, Bernhard und Philip Elbe, Familie Cintia, Sebastian und Cecilia Lang, Familie Sandra Lemis sowie Uwe und Tobias Werner schnell Mitstreiter. Sie alle halfen dabei, dass bereits im März 2017 zwei Jugendliche aus Rio für zwei Wochen nach Nürtingen eingeladen werden konnten und zuletzt mit Lucas Feitosa ein 17-jähriger Junge aus dem Favela-Sportverein SC Cruzeiro drei Monate lang das Leben in Nürtingen kennenlernte – eine abenteuerliche und lehrreiche Zeit für den 17-Jährigen genauso wie für die Gastgeber. Inzwischen zählt Lucas Feitosa wieder zu den 150 Jugendlichen, die täglich beim Sportclub in der Favela Vila Vintém trainieren. Bernhard Weber übernimmt dort die soziale und sprachliche Betreuung und gibt Deutschunterricht.

Die Nürtinger Favelafriends haben aber noch viel mehr vor. Sie wollen in Rio de Janeiro im Sportclub einen Jugendtreff einrichten, in dem Jugendliche Musik machen, Tischkicker spielen und essen. Die soziale Betreuung und Bildungsangebote für die Jugendlichen vor Ort sollen ausgebaut werden, um ihnen Perspektiven zu bieten. Erst vor einigen Tagen hat Bernhard Weber in Rio ein Favela-Fußballturnier veranstaltet.

Als Luze Machado im vergangenen Frühjahr bei einem Besuch vor Ort eine Wandinschrift „Esperanca“ entdeckte, erinnerte sie sich an die Zeitungsaktion „Licht der Hoffnung“ und hatte die Idee, sich um die Unterstützung zu bewerben. „Wir wollen in den geschützten Räumen des Fußballclubs verlässliche Strukturen und einen Treffpunkt für die Jugendlichen aufbauen, damit sie dort freundschaftliche Kontakte knüpfen können“, ergänzt Helmut Bürger.

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