Licht der Hoffnung

Drei Tage wie im Paradies

Licht der Hoffnung: Die Lesertour von Zeitung und Bürgertreff im Zeichen der guten Sache war einmal mehr ein Erlebnis

Ein Gipfelfoto muss einfach sein – diesmal vom Grubigstein (2233 Meter hoch).

Ein Blumenmeer, intakte Natur voller Schönheit, gutes Essen und Trinken, lauter nette Menschen um sich herum – so stellt sich wohl mancher gemeinhin das Paradies vor. Und all dies prägte auch die Sommertour von Bürgertreff und unserer Zeitung zugunsten unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ am Wochenende.

Wenn wir schon beim Paradies sind: Einmal mehr bewahrheitete sich an diesen drei Tagen im schönen Außerfern in Tirol das geflügelte Wort „Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel“.

Zunächst hatte es freilich gar nicht so ausgesehen. Kurz vor dem Start zur ersten Tour tobte über Reutte ein Unwetter, dass so mancher meinte, heute könne man den Bus überhaupt nicht mehr verlassen.

Doch Natur- und Wanderführerin Christine Schneider, die einmal mehr ein tolles Programm zusammengestellt hatte, disponierte kurzerhand um: Spontan steuerte man das Naturparkhaus in Elmen im Herzen des Naturparks Tiroler Lech an und erhielt wertvolle Informationen über die letzte noch weitgehend unberührte Wildflusslandschaft der Nordalpen. In diesem gesamten riesigen Gebirge gibt es das sonst nur ein weiteres Mal: am Tagliamento im Friaul.

Dort am Lech gedeiht zum Beispiel die Deutsche Tamariske – ein Strauch, dessen Wurzeln dreimal so tief nach unten in die Schotterbänke hinunterwachsen, wie man ihn oberhalb der Wasserfläche nach oben ragen sieht.

Im Flussbett entdeckt man auch immer wieder die sogenannten Alpenschwemmlinge: Pflanzen wie Enzian, Edelweiß und Silberwurz, die eigentlich auf nur 1000 Meter gar nicht heimisch sind, aber durch Lawinen oder Muren aus ihrem gewohnten Terrain rund 1000 Meter höher nach unten transportiert wurden und dort genauso gut gedeihen.

Auch einige Vögel haben sich auf die eher unwirtlichen Verhältnisse eingestellt: Flussregenpfeifer und Flussuferläufer legen ihre Eier ungeschützt mitten unter die Kiesel der Schotterbänke. Die sehen auch Steinen zum Verwechseln ähnlich. Wenn doch etwas passiert (etwa ein Ei zertreten, vom Greifvogel erbeutet oder vom Hochwasser weggerissen wird), haben sie noch eine zweite Chance – sie können nämlich zweimal im Jahr Eier legen und brüten.

Dank Christine Schneiders Informationen, die mit der Liebe und Leidenschaft vermittelte, die sie für die Natur und ihre Heimat empfindet, konnten viele in eine Welt eintauchen, von der sie wohl noch nie etwas gehört, geschweige denn gesehen hatten.

Gemütliche Einkehr auf der Stablalm (auf 1410 Meter Höhe). Dritter von links: Wirt Ernst Ginther.

Regionale Köstlichkeiten auf dem „Balkon des Lechtals“

Und danach präsentierte sich das Wetter von der allerbesten Seite. Die Wanderung zur Stablalm oberhalb von Elmen wurde angesichts der Hitze durchaus für die eine oder den anderen zur Herausforderung, aber am Ende wurde man für alles Keuchen und alles Schwitzen fantastisch belohnt: Warum man die Stablalm als „Balkon des Lechtals“ bezeichnet, war angesichts der herrlichen Aussicht in Sekundenschnelle jedem klar: Kreuzspitze, Lichtspitze, Ruitelspitze, Lechtaler Wetterspitze, Sonnenkogel, Pimig, Heuber, Bretterspitze, Urbelerkarspitze, Wasserfallkarspitze und Klimmspitze reihten sich da wie eine Perlenkette am Horizont aneinander, und drunten schlängelte sich der grüne Lech durchs grüne Tal.

Auch warum die Stablalm im vergangenen Jahr den Titel „Mei liabste Hütt’n“ gewann, fragte sich im Grunde keiner. Das Team um Ernst Ginther, der nun schon 20 Jahre diese Jausenstation führt, kümmerte sich fantastisch um die Gäste aus dem Schwabenland, die die regionalen Spezialitäten ausgiebig genossen: Buttermilch, Molkegetränke und Käse werden übrigens direkt an diesem herrlichen Fleckchen Tiroler Erde erzeugt.

Die Königsetappe am Samstag führte dann alle drei Leistungsgruppen in das Gebiet am Fernpass. Walter Falger, einer der erfahrensten und besten Bergführer im Außerfern, und Christine Schneider hatten da für die „Bergfexe“, die sich 1000 beziehungsweise knapp 600 Höhenmeter zutrauten, eine tolle Tour ausgetüftelt, die jenseits der großen Touristenströme verlief, aber unzählige Schönheiten enthielt, die nicht nur das Auge, sondern auch das Herz erfreuten.

Vom Fernpass bis zur Grubigläcke verliefen die Touren identisch, danach nahm die Truppe um Walter Falger noch den Gipfel des Grubigstein mit. So mancher, der den Grubig nur vom Skifahren im Winter kennt, dürfte überrascht gewesen sein, wie viel er auch (oder gerade) im Sommer zu bieten hat: Die sagenhafte Aussicht auf die Mieminger Kette mit Sonnenspitze und Marienberg, auf das gewaltige Zugspitzmassiv um Deutschlands höchsten Berg und das Ammergebirge, die Herzens-Heimat des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. führte bei beiden Gruppen immer wieder zu euphorischen Ausrufen: „Guck mal, wie schön!“, „Einfach der Wahnsinn!“, „Dass ich das noch erleben darf!“ – wie oft Sätze wie diese fielen, lässt sich gar nicht mehr zählen.

Natur in Tirol hatte für die Nürtinger ihr schönstes Kleid angelegt

Und die Blumenwelt stand dem in nichts nach. Es hatte fast den Anschein, als hätte die Außerferner Natur eigens für die Nürtinger Gäste ihr schönstes Kleid angelegt. Da sah man etwa ganze Beete von Steinröschen, die in Bayern Almrausch genannt werden, weil sie berauschende Wirkung entfalten, wenn man sich zu lange ihrem Duft hingibt. Da erfreuten ganze Felder von Silberwurz Auge und Seele, dahinter standen die Alpenrosen frisch in der Blüte und der Stängellose Enzian präsentierte sich in voller Pracht. Das Stängellose Leimkraut (ein Nelkengewächs) leuchtete den Wanderern entgegen und auch eine absolute Rarität konnte man entdecken: Die Wohlriechende Händelwurz (eine Orchidee) dürften wohl nur wenige jemals in Weiß (also als Albino) gesehen haben.

Ausklang dreier wunderschöner Tage: das traditionelle Gruppenbild zum Abschluss der Sommertour von Bürgertreff und Zeitung – diesmal am Vilsalpsee. Fotos (3): jg

Das Erlebnis komplettierte die Mittagsjause in der Wolfratshausener Hütte, die dank Hüttenwirt Werner Blaßl schon seit 25 Jahren einen hervorragenden Ruf genießt. Und so mancher traute sich da sogar an für schwäbische Gaumen so exotische Dinge wie Tiroler Graukäse mit Zwiebeln und steirischem Kürbiskernöl heran. Gemundet hat es auf jeden Fall ganz prima!

Auch die Gruppe um die junge Rosa Besler (ein absolutes Nachwuchs-Talent) brauchte in puncto Erlebnis auf nichts zu verzichten. Die Drei-Seen-Tour ab Biberwier war zwar auch nicht gerade ein Spaziergang, schenkte indes 20 unserer Leser auch viele wunderschöne Eindrücke von der herrlichen Natur an Weissen-, Mitter- und Blindsee. Gerade Letzterer hatte die anderen beim Blick aus luftiger Höhe durch seine fantastischen Grün-Schattierungen in den Bann geschlagen.

Gestern ließ man es dann eher gemütlich ausklingen: Von Tannheim aus spazierte man zum Vilsalpsee. Manchen reichte das, andere strebten zur Jause noch eineinhalb Kilometer weiter zur Vilsalpe. Aber alle waren begeistert von der herrlichen Szenerie hier am Talschluss, und einige wagten gar den Sprung ins kühle Nass, das so herrlich erfrischend war.

Angesichts der Hitze ließ man es dann aber auf dem Rückweg gemütlich angehen: Der Tannheimer Alex Preindl brachte die Schwabentruppe mit seinem Mini-Zügle sicher wieder ins Dorf zurück. Und auf der Fahrt konnte man den Blick immer wieder auf die herrliche Bergwelt des „schönsten Hochtals Europas“ (wie die Einheimischen sagen) schweifen lassen – vom Aggenstein übers Füssener Jöchle bis hin zu den Wahrzeichen des Tals, dem Gimpel und der Roten Flüh.

Dafür, dass die Sommertour einmal mehr im wahrsten Sinne des Wortes zum Hochgenuss wurde, sorgten nun schon zum achten Mal die herzlichen Gastgeber um Karin Rimml, die alles vor Ort wieder super organisiert hatte, in Rinnen im herrlichen Berwanger Tal. Und Küchenchef Andreas Schnitzer (ein Heiterwanger) stellte bei zwei Abendessen im Standquartier, der Rimmlstube, unter Beweis, was für Köstlichkeiten ein Tiroler Wirtshaus (dieser Ausdruck ist übrigens zu einer Marke geworden) zu bieten hat – sei es nun das herrliche Wild-Trio aus Hirsch, Reh und Gams aus dem eigenen Revier oder das Lammconsommé von den eigenen Schafen.

Und so dürfte wohl am Ende so gut wie jeder gesagt haben: „In Tirol, da füahlschd di oifach wohl! Ond im Außerfern, do bisch besonders gern!“

Wer sich für die Region der Sommertour 2015 interessiert, findet im Internet eine Menge Informationen: www.lechtal.at; www.reutte.com; www.naturpark-tiroler-lech.at; www.zugspitzarena.com; www.tannheimertal.com.

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