Licht der Hoffnung

„Aufstieg ist geil – Abstieg ist blöd“

Licht der Hoffnung: Manuel Andrack ließ mit seiner Wandershow spüren, wie viel Freude es machen kann, zu Fuß unterwegs zu sein

Vergnüglicher Spaziergang durch die Welt des Wanderns: Manuel Andrack in der Beurener Kelter Foto: Holzwarth

Dass Wandern Spaß macht, weiß zwar nicht jedes Kind (viele tun es ja eher ungern), aber doch jeder, der diesem Hobby frönt. Dass man aber ein ganzes Comedy-Programm darüber stricken kann, ist eine relativ neue Erkenntnis. Zu verdanken ist sie Manuel Andrack, der im Rahmen des Festivals der Hoffnung mit seiner kleinen Wandershow in der Beurener Kelter Station machte.

Der zurzeit wohl erfolgreichste (und auch beste) deutsche Wanderautor variierte bei seinem Gastspiel am Freitag, das dank der Unterstützung der Unterensinger Rechtsanwaltskanzlei Dr. Mitsdörffer, Weible und Kollegen möglich geworden war, im Grunde etwas, was zu einer Tour per Pedes gehört wie früher die roten Socken zum Albverein: in gemütlicher Runde zusammenzusitzen und sich von seinen Erlebnissen zu erzählen.

Und jeder weiß: da muss man auch nicht alles auf die Goldwaage legen, Denn ebenso wie Jäger- und Anglerlatein existiert ja auch ein Wanderer-Latein. Bei dem die Etappen dann auch gern mal etwas länger und die Gipfel etwas höher werden.

Und die Gefahren etwas größer. Wobei Andrack nicht nur ausgesetzte Felsen und schmale Wege darunter einreiht, sondern immer mal wieder auch die „Unterhopfung“. Für die er als leidenschaftlicher Gerstensafttrinker, der in der Harald-Schmidt-Show ja auch schon mal das Nürtinger Bier präsentierte, natürlich das passende Gegenmittel hat.

Genau dieses Augenzwinkern ist es, das den Reiz von Andracks kleiner Wandershow ausmacht: Jeder im Publikum weiß im Grunde, worum es geht, kann sich sofort ins jeweilige Thema hineinversetzen, weil er Ähnliches schon erlebt hat.

Und was der auf der Bühne aus im Grunde genommen völlig alltäglichen Wander-Fotos (die eben dadurch authentisch sind, weil sie oft eine große Portion Amateurhaftigkeit in sich tragen) herausholt, das ist schon phänomenal: Wer käme schon auf die Idee, in einem riesigen Schweißfleck auf dem roten T-Shirt eines Wanderers den Kölner Dom zu entdecken?! Und dann denjenigen zu loben, wie toll er das hingekriegt hat.

Wenn das Wandern gendergerecht wird

Das Absurde in Kleinigkeiten zu entdecken – das ist ohnehin die große Stärke Manuel Andracks. Etwa, dass sich die „Försterliesl“ in der Heimat-Film-Schnulze aus dem Jahr 1953 in Stöckelschuhen in hochalpinem Gelände fortbewegt. Oder dass Roy Black und Peter Millowitsch in den 70ern in „Grün ist die Heide“ mit dem Seesack auf dem Rücken durch lüneburgische Lande stapfen. – Oder das nun endlich gender-gerechte Verkehrszeichen, das auf Wanderparkplätze hinweist – und bei dem nicht mehr so recht klar ist, wer Männlein und wer Weiblein ist. Der Stock, der in der alten Version nur dem Mann zugeordnet wurde (der selbstverständlich voranmarschierte, während ihm die Frau, deren Haare schon bei Tempo 5 so wehten, als stünde sie in einem Orkan, folgte), könnte da das einzige Hilfsmittel bei der Geschlechterzuordnung sein. Aber vielleicht darf im Zuge der Gleichberechtigung den nun ja auch die Frau benutzen.

Eine interessante Andrack-Theorie ist es auch, dass sich psychologisch gesehen Komplexe und Schuldgefühle, die man mit sich herumschleppt, in der Größe des Rucksacks widerspiegeln – zumindest hatte er zur Untermauerung dieser These ein paar phänomenale Fotos dabei.

Eine alte Erkenntnis ist es auch, dass oft der Weg den Berg hinunter beschwerlicher ist als der auch schon mühsame Pfad hinauf. Das sei doch auch klar, meint Andrack. Alle Fans seines 1. FC Köln und wohl auch die des VfB Stuttgart wüssten doch schließlich: „Aufstieg ist geil – aber Abstieg ist blöd!“

Bei solchen Anmerkungen und Anekdoten vergingen zwei vergnügliche Stunden wie im Fluge. Und man spürte: Leben ist Wandern – aber Wandern ist auch Leben. Und Andrack macht Mut, sich auf den Weg zu machen. Beim Wandern. Und im Leben.

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