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Flucht vor dem Tod

Schäffle-Schüler haben mit einem Flüchtling gesprochen

Harprit Singh, Artur Naif und Entoni Heinzmann aus der Klasse WS1 der Nürtinger Albert-Schäffle-Schule erzählen die Geschichte eines irakischen Flüchtlings.

Er flüchtet vor dem Tod. Der 20-jährige Ahmad Mosleh ist vor zwei Jahren aus seinem Heimatland Irak nach Deutschland geflohen. Er hatte nur das Verlangen, in einem Land zu leben, wo es Frieden gab. So kam er zu uns nach Deutschland.

Lieber sterben oder sich dem IS anschließen? Genau diese Frage wurde Ahmad auch gestellt. Es herrschte Bürgerkrieg im Irak, und dabei wurden viele Menschen getötet. Ahmads Haus wurde komplett zerstört, sodass nur noch Schutt und Asche übrig waren.

Der IS ließ ihn unter der Bedingung, dass er sich ihnen anschließt, am Leben. Da wurde Ahmad klar, dass er aus dem Land flüchten muss. Tagelang ohne Nahrung. So beschloss Ahmad, von Irak nach Deutschland zu flüchten. Er ließ seine Familie zurück und machte sich auf den Weg.

Zuerst ging er in die Türkei, und dann von dort aus nach Griechenland. Dort setzte er sich in ein circa neun Meter langes Gummiboot, welches mit 60 Personen besetzt war. Auf dem Boot waren viele Frauen mit ihren kleinen Kindern und viele Senioren. Er hatte seit Tagen nichts im Magen. In Griechenland angekommen, musste er direkt weiter über das Meer nach Mazedonien. Dieses Mal war es ein etwas größeres Boot.

Den Weg von Mazedonien nach Serbien musste er zu Fuß fortsetzen. Ahmad und ein paar andere Flüchtlinge hatten ein Navigationsgerät, sodass sie den Weg etwas leichter finden konnten. Nach zwei Tagen in Serbien angekommen, ohne etwas gegessen zu haben, musste er direkt weiter mit dem Bus nach Kroatien. Dabei wurden sie jedoch vor der Abfahrt gewarnt, dass es sein könnte, dass sie an der Grenze angehalten und kontrolliert würden. Doch Ahmad ist dieses Risiko bewusst eingegangen und ging seinen Weg.

Ahmad kam in Deutschland zuerst nach Albstadt

Von Kroatien aus ging er mit den anderen Flüchtlingen weiter nach Österreich. Sie hatten es fast geschafft, aber dann wurden sie in Österreich kontrolliert und anschließend grundlos für drei Tage eingesperrt. Danach ging jeder seinen eigenen Weg.

In Deutschland angekommen, hatte er aber immer noch ein bisschen Angst. Ahmad hat es irgendwie geschafft, nach Deutschland zu kommen und wurde direkt in einem Asylheim in Albstadt untergebracht.

Ahmad wurde per Zufallsprinzip nach Nürtingen versetzt. Er machte einen Intensivkurs, um seine Deutschkenntnisse zu verbessern: Jeden Tag von 7 bis 16 Uhr und das drei Monate lang. Nach einem Jahr bekam er erst seine Aufenthaltsgenehmigung. Er erlangte seinen Hauptschulabschluss an der Fritz-Ruoff-Schule. Er musste dann, um den Realschulabschluss machen zu können, sein Zeugnis vom Irak herbestellen lassen. Dort war er auf einem Gymnasium gewesen. Dann endlich konnte er seine Mittlere Reife nachholen. Jetzt ist er auf der Suche nach einer Lehrstelle als Industriemechaniker. Sein Aufenthaltstitel gilt jedoch nur bis April 2018.

Im Irak war sein Vater Physikprofessor. Seine Mutter war Lehrerin. Ahmad besuchte das Gymnasium bis zur elften Klasse. Sein Traum ist es, Fußballer zu werden. Er spielte in der irakischen Zweiten Liga.

Zurzeit arbeitet er als Küchenaushilfe in einem Restaurant, um sich ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen. Er zahlt auch Steuern, wie jeder normale Bürger in Deutschland. Er vermisst seine Familie und sein Land. Ahmads Worte zum Krieg: „Krieg ist ein kleines Wort mit einer sehr großen und schrecklichen Bedeutung.“

Im Krieg verliere man alles, was man sich im Leben aufgebaut hat. Mütter sehen, wie ihre kleinen Babys ermordet werden. Es ist ein reines Blutbad. Es sterben so viele Menschen. Er wünsche sich, in einer Welt mit Frieden zu leben, wo kein Krieg, keine Korruption oder Unterdrückung herrscht, wo jeder Mensch gleichberechtigt ist. „So wie in Deutschland“, sagt er.

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