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Kein „Mittelweg“ beim Doktortitel

Christian Bürk, Nürtingen. Zum Artikel „Getäuscht“ vom 21. März. Das Gerichtsverfahren zu Frau Schavans erschlichenem Doktortitel zeigt, wie sehr Frau Schavan und ihre Anwälte sich auch heute noch täuschen. Dabei ist der Fall aus Sicht der Uni Düsseldorf und des Gerichts sonnenklar und auch für jeden Pennäler nachvollziehbar.

Ich bin erstaunt, wie Frau Schavan und ihre Anwälte mit einer „anderen Zitierkultur“ argumentieren, so als würde ein anderes Zeitalter beschworen. Was für ein Unsinn – zumindest sie müsste es besser wissen. Nachdem ich 1980 mein Abitur abschloss, schrieb ich mich an der Uni Düsseldorf ein, Philosophie und Erziehungswissenschaften. Ich packte allerdings auch noch Geschichte dazu. Ich studierte also zum gleichen Zeitpunkt an der gleichen Uni, in den gleichen Dekanaten und Instituten, in den gleichen Studienfächern wie Anette Schavan, die dort 1980 ihre Doktorarbeit einreichte.

Ich erinnere mich noch wie heute an die Einführungsveranstaltung im Oktober 1980 für uns Erstsemester; die war Pflicht und nicht Kür! Mit großem Ernst und sehr ausführlich wurde uns – noch bevor wir ins erste Proseminar gehen durften – erläutert, wie sauber wissenschaftlich gearbeitet wird.

Einen großen Teil nahm die korrekte Angabe von Quellen, Zitaten und verwendeter Literatur in eigenen Arbeiten ein. Es wurden uns auch die zwei Todsünden aus Sicht der „Alma Mater“ aufgezeigt: sich bei wissenschaftlicher Arbeit mit fremden Federn zu schmücken oder unersetzliche historische Folianten aus dem Handmagazin der Bücherei zu klauen, beides zerstöre die Wissenschaft.

Wenn nun Frau Schavan und ihre Anwälte behaupten, vor 34 Jahren sei nachlässiger zitiert worden als heute üblich, und man möge doch bitte nicht so hartherzig urteilen, so zeigt das nur die Chuzpe der Klägerseite. Die Uni Düsseldorf hat recht, sich so etwas nicht bieten zu lassen, und das Gericht hat sich ebenso nicht beirren lassen: einen „Mittelweg“ bei einem zu Unrecht verliehenen akademischen Titel gibt es nicht, Halbschwangere genauso wenig.

Als Pennäler durften wir übrigens bei ersten zaghaften Täuschungsversuchen die Lateinarbeiten im (!) Waschbecken (ohne Tisch!) des Klassenzimmers weiterschreiben, mit dem Rücken zur Klasse. Bei schwerwiegenden Verstößen gab es nur eins: subito sechs, setzen, Sense.

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