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„Glory, Glory, Hallelujah!“

Licht der Hoffnung: Dirk Raufeisen und The Presence begeisterten die Menschen bei der Gospel-Weihnacht in Neuffen

Ein beeindruckendes Konzert: Dirk Raufeisen (links) und The Presense bei der Gospel-Weihnacht in der Martinskirche in Neuffen. Foto: Holzwarth

Es gibt Konzerte, da passt einfach alles: Der Funke springt schon vom ersten Moment an von der Bühne aufs Publikum über (und wieder zurück), es gibt ein gegenseitiges sich Aneinanderfreuen und Sichgegenseitigbefeuern – solch einen Abend erlebte man vorgestern in der Neuffener Martinskirche: bei der Gospel-Weihnacht zu Gunsten der Aktion „Licht der Hoffnung“.

NEUFFEN. Am Ende gab es bei der vierten Veranstaltung des Festivals der Hoffnung, die dank der Unterstützung der Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen möglich wurde, keinen, der noch sitzen blieb: Rund 500 Menschen sangen mit, klatschten mit und tanzten mit: „Glory, Glory Hallelujah“ – spätestens da wurde die Urkraft dieser Musik deutlich, die vor allem in der schwarzen Bevölkerung Amerikas lebt. Da geht es um mehr als Songs, da geht es um Lebensgefühl, ja um Lebensinhalte.

Ohne dass man glaubt, was man singt und spielt, kann man keine solch grandiose Leistung bringen wie diese sieben auf der Bühne, die sich von ihren Zuhörern vom ersten Moment an beflügeln ließen. „Welch ein grandioses Publikum!“ – diesen Satz hörte man auch noch lange, nachdem der letzte Ton verklungen war.

Und wenn man bedenkt, welch herausragende Künstler das Licht und das Feuer der Gospel-Weihnacht entzündeten und lodern ließen, dann zählt das Kompliment doppelt. Überhaupt: Dass die Bühne dem Saal Applaus gibt (wie vorgestern), das ist alles andere als eine Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit.

Sieben excellente Musiker liefen zur Hochform auf

Der mittlerweile 76-jährige Tommie Harris etwa lief in Neuffen zu absoluter Hochform auf. Kein Wunder, dass er schon mit Größen wie Aretha Franklin zusammen musizierte. Den Gospel hat er ebenso im Blut wie den Blues und den Soul. Und auch den Boogie. So viele, die diese Songs so authentisch interpretieren können wie er, dürfte man zumindest in deutschen Landen nicht mehr finden – man spürt eben, dass er diese frohe Botschaft schon als Kind in Alabama in der Kirche mitverkündet hat. Aussage und Person sind bei ihm eins. Er lebt, was er singt. Und er glaubt, was er singt.

Das gilt auch für Dirk Raufeisen, zweifelsohne einen der besten Boogie-Pianisten Deutschland. Er ist ein Zauberer an seinem Instrument – und sprengt damit die Ketten einer zu engen Auslegung dieses Genres. Ja, Gospel kann auch mal eine Samba sein. Warum denn auch nicht?! Man muss es einfach mal probieren so wie bei „Dance like David danced“.

Auch Raufeisens Frau Kirsten wächst künstlerisch immer mehr. Die Kirchenorganistin begeisterte vor allem bei den ruhigen Stücken am Keyboard, hat aber auch als Sängerin eine ganz erstaunliche Entwicklung hingelegt. Dasselbe gilt übrigens für Bettina Müller, die vor zwei Jahren noch mit einer schweren Erkältung zu kämpfen hatte, aber mittlerweile zu einer tragenden Säule von The Presence geworden ist.

Bei allem Lob für die „Frontleute“ darf man die im Hintergrund aber wahrlich nicht vergessen. Monika Marner zum Beispiel, eine absolute Top-Saxophonistin, brillierte (nicht nur) bei ihren Soli, in denen sie sich punktgenau in die Stimmung des jeweiligen Stückes hineinversetzen konnte.

Den wahren Kern der frohen Botschaft durch die Musik erlebt

Und da war auch noch Götz Ommert, der geniale Mann am Bass, der allen vor Augen (und vor allem vor Ohren) führte, was auch einem gemeinhin als eher spröde geltenden Instrument denn alles herauszuholen ist. Und schließlich hat Dirk Raufeisen auch noch einen Youngster entdeckt, der am Schlagzeug mit seinem Können alle verblüffte: Marcel Hochstrasser ist gerade mal 25 Jahre alt, scheint aber dennoch mit seinem Drums fast verwachsen. Mal streichelt er sie, mal fordert er sie.

Die frohe Botschaft tritt ja hierzulande leider viel zu häufig zwischen Stress und Hektik zurück. Dank Dirk Raufeisen und The Presence erlebte man ihren wahren Kern: Und der hat auch mit Singen, Tanzen und sich einfach mal fallen lassen zu tun. Und das ist vermutlich das schönste an der Gospel-Weihnachten in Neuffen.

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