Licht der Hoffnung

Vollgas auf der Route 66

Licht der Hoffnung: Die Kult-Party mit den Gents im Nürtinger Schlachthof war einmal mehr ein echter Jungbrunnen

Es gibt Dinge, die gehen. Wie das Jahr 2014. Es gibt Dinge, die kommen. Wie das Jahr 2015. Und es gibt Dinge, die bleiben. Wie die Freude an der goldenen Ära des Beat. Und die Begeisterung für Nürtingens Band-Legende aus diesen Jahren: Und so tanzten bei der Kult-Party mit den Gents vorgestern Abend wieder 250 Fans nach Herzenslust ab.

NÜRTINGEN. Was eine Kleinigkeit nicht für eine große Wirkung entfalten kann. „Das ist ja wie früher“, entfuhr es vielen, als sie am Eingang zum Saal des Schlachthofbräu einen Stempel auf die Hand gedrückt bekamen. Aber nicht nur in dieser Hinsicht war es wie früher – auch auf der Tanzfläche schien die Zeit stillgestanden zu sein. Da flippte man aus wie anno dazumal, und da sang man seine ganz persönlichen Lieblingssongs mit einfach traumhafter Textsicherheit mit – kurzum: Da stürzte man sich ohne jedem Umweg mitten hinein in den Taumel der Begeisterung der eigenen Jugend. Die Party im Schlachthof war einmal mehr Zeitmaschine und echter Jungbrunnen zugleich.

„Was ist Rock ’n’ Roll?“, fragte da einer. Und gab gleich selbst die Antwort: „Wenn der Opa mit dem Enkel gemeinsam auf der Bühne steht!“ Das gab es vorgestern tatsächlich: Kai Arnold, der Enkel von Gents-Bassist Wolfgang „Bongo“ Arnold, trieb die älteren Herren mit dem Schlagzeug bei „Hold tight“ ganz schön vor sich her.

Er war einer von vier jungen Leuten aus der Schlagzeugschule von Waldemar Janicki, die unter Beweis stellten, dass Beat und Rock im Grunde zeitlos sind und kein Alter kennen. Johannes Pappel etwa hatte die „Long cool woman“ der Hollies sicher im Griff, Tom Kunath wandelte beim Beatles-Ohrwurm „Get Back“ auf den Spuren von Ringo Starr, und Felix Merkel erfüllte „Then i kissed her“ von den Beach Boys mit dem nötigen Drive.

Waldemar Janicki bewies derweil einmal mehr, dass er ein Drummer der absoluten Extraklasse ist. Bei seinem Solo zu „Here comes my baby“ blieb so manchem vor Staunen der Mund offen stehen, und man fragte sich, wo der Mann all die Kraft und Energie hernimmt. Man hatte den Eindruck, als könne er noch ewig weitertrommeln.

Nach Herzenslust abtanzen: Bei der Kult-Party im Nürtinger Schlachthofbräu zu Gunsten „Licht der Hoffnung“ begeisterten die Gents einmal mehr ihre Fans

Zurecht umjubelt wurde auch Harald Seeger: Was der mit seiner Gitarre anzustellen vermag, das ist wahrlich phänomenal: Mal streichelt er sie, mal küsst er sie, und mal verlangt er ihr auch alles ab, was sie nur herzugeben vermag. Jedes einzelne seiner Soli war ein absolutes Glanzstück.

Auch der Neue in der Truppe fügte sich bei seinem Kult-Party-Debüt ganz prima ein: Sänger Peter Kintzel hatte auch seinen Anteil an der fantastischen Stimmung.

Und das gilt natürlich auch für die beiden, ohne die es weder die Gents noch die Kult-Party gegeben hätte: Günter („Ginne“) Decker brillierte nicht nur bei „Green Onions“ mit seinem Keyboard, und „Bongo“ ließ einmal mehr spüren, warum er für viele der Bass-Mann schlechthin ist.

Und so spürte man auch dieses Mal im Schlachthof nicht zuletzt dies: Auch wenn sowohl Band als auch Fans stramm auf der Route 66 unterwegs sind und manche gar demnächst auf die Route 70 abbiegen werden – Vollgas geben können sie noch immer. Weil der Treibstoff über ein halbes Jahrhundert hinweg derselbe geblieben ist – bei den großen Hits aus der goldenen Ära des Beat gibt es halt kein Vor-sich-hin-Tuckern. Sondern nur: Full Power!

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