Nürtingen

Eine Nacht ganz in Grün

Licht der Hoffnung: Anam, die Paul Daly Band und Tir Na Nog sorgten für einen fröhlich-furiosen Auftakt unserer Aktion

Bei der Session zum Schluss ging bei der Irischen Nacht in der Neckarhäuser Beutwanghalle tüchtig die Post ab: Anam und die Paul Daly Band gemeinsam auf der Bühne. Foto: Holzwarth

Irland – das Herzensland der Deutschen. Oder zumindest eines davon. Für diese Einschätzung spricht auf jeden Fall die Stimmung, die beim offiziellen Startschuss unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ am Freitagabend in der Neckarhäuser Beutwanghalle herrschte: In der Irischen Nacht sah man nur leuchtende Augen.

NT-NECKARHAUSEN. Es war ein Abend im Zeichen einer Farbe: Grün ist die Insel im Atlantik, auf der so viele musikbegeisterte Menschen leben (nicht umsonst ziert nichts Martialisches, sondern eine Harfe das Wappen der Provinz Leinster), und Grün ist auch die Hoffnung. Also passte ja alles prima zusammen.

Gleich nach dem Startschuss zum Konzert, das die Volksbank Kirchheim-Nürtingen möglich gemacht hatte, und damit auch unserer Aktion, ging’s in die Vollen: Da gab’s kein Aufwärmen, sondern gleich Action pur.

Tir Na Nog (so der Name des Tanz-Ensembles) kam mit Top-Speed aus den Startblöcken, brauchte keine Anlaufzeit, sondern wirbelte mit einer derartigen Power über die Bühne, dass es einem regelrecht den Atem verschlug.

Fortuna war unserer Leserin und Abo-Besitzerin Barbara Arnold hold: die Kohlbergerin darf mit Begleitung ins Naturhotel Alpenrose in Millstatt. Redakteur Jürgen Gerrmann gratuliert. jh

Kein Wunder. Schließlich bedeutet Tir Na Nog ja auch „Land der Jugend“. Und die hat halt noch genügend Puste und ist beweglich: Die Beine fliegen manchmal fast über die Kopfhöhe, die jungen Leute beherrschen sämtliche Musik- und Tanz-Schattierungen (mal spielerisch leicht, mal voller Dramatik) einfach fantastisch, geben bei den freien Improvisationen derart Gas, dass man manchmal wähnt, man habe eine Zeitraffer-Aufnahme vor sich, weil die Augen kaum mehr nachkommen.

Es ist einfach grandios, auf welches Niveau Choreografin Mary Sweeney ihre Schützlinge (ihre Söhne Cillian und Cormac sowie Michelle Gann, Katharina Wastian und Austin Semple) gehievt hat. Manche von ihnen sind erst 16 – wohin mag ihr Weg noch führen, wenn sie weitertrainieren?!

Den Olymp des Irish Folk haben die beiden Bands schon erklommen, die etwa beim Münchner Stadtfest oder dem St. Patrick’s Day (dem irischen Nationalfeiertag) in der bayerischen Metropole Tausende begeistern. Aber den Bajuwaren standen auch die Schwaben in der Beutwanghalle in nichts nach, wenn es galt, die Jungs und ihre phänomenale Musik zu umjubeln.

Paul Daly, dem die Musik seiner Heimat in Fleisch und Blut geblieben ist, auch wenn er statt am Shannon nun an der Isar lebt, spielt in beiden Bands: Anam (mit David McMahon am Akkordeon, dem Fiddler Hans Dechant und dem Gitarristen Declan Rynne) hat sich der eher traditionellen Variante dieses Genres verschrieben, viele Instrumentalstücke auf der Set-List.

Sie bekamen Ovationen: die jungen Tänzer von Tir Na Nog. Foto: Holzwarth

Bei der Paul Daly Band (zu ihr gehören auch noch Bassist Phil Newton, Paul Solecki mit seiner Mandoline und Bernie Bigler mit Whistle und Flute) geht es dann etwas moderner zu, der (mehrstimmige) Gesang spielte eine größere Rolle.

Aber beides geht nicht nur ins Ohr, sondern auch und vor allem in die Beine und mitten ins Herz. Die sieben bravourös aufspielenden Musiker nehmen einen mitten hinein in die irische Seele, lassen einen Anteil haben an dem Schmerz über Unterdrückung, Krieg und Gewalt (wobei man nur staunen kann, mit welcher Leichtigkeit selbst ein Song über Johnny, der ohne Arbeit und ohne Beine aus dem Krieg zurückkehrt, daherkommt) – aber auch den beiden großen Leidenschaften der Iren: den Frauen und dem Trinken.

Und angesichts der fröhlichen Stimmung, die alle Akteure in die Halle am Neckarstrand zauberten, kommt es einem fast unweigerlich in den Sinn: Sind wir nicht alle ein bisschen irisch? –

Vielleicht ist ja gerade deshalb Irland das Herzensland der Deutschen. Paul Daly und seine Freunde haben es auf jeden Fall spüren lassen.

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