Leserbriefe

Wohnhaus muss erhalten bleiben

Dorothea Höhn, Aichtal. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen brachte auch in Grötzingen einen durchgreifenden Wandel.

Anfang 1946 kamen die ersten Neubürger hier an, neue, schwer zu lösende Probleme tauchten plötzlich auf. Neben 30 Evakuierten mussten 430 Flüchtlinge in kurzer Zeit aufgenommen werden. Dies brachte eine nie gekannte Wohnungsnot.

Es hieß zusammenrücken und den so schwer geprüften Menschen eine neue Heimat zu schaffen. Es fehlte an allem, kamen doch die meisten ohne eigene Habe. Bei den damaligen Verhältnissen, wo es Baumaterial, Geld und alles andere nicht gab, schien die Lage verzweifelt, es gab durch die Enge in den bestehenden Häusern teilweise Reibungen.

Es entstand als erster gemeindeeigener Wohnungsbau das Achtfamilienhaus.

Aus Rohstoffmangel wurden die ersten Gebäude im Lehmbau hergestellt, wobei auch Frauen und Kinder der Siedler unermüdlich halfen. Frauen kneteten damals mit ihren Füßen Lehm und die Männer formten daraus Backsteine.

Mit geringen Mitteln und eigener Arbeitsleistung wurden gesunde Wohnverhältnisse geschaffen, die auf die Schnelle für einen Teil der Heimatvertriebenen wieder ein geordnetes Familienleben ermöglichten.

Dieses von den Flüchtlingen unter großem Einsatz geschaffene Wohnhaus muss erhalten bleiben, es ist ein kulturhistorisches Zeugnis der Arbeit unserer damaligen Flüchtlinge und ein Vorbild für die jungen Menschen, wovon viele Nachfahren dieser fleißigen Flüchtlinge sind.

Dieses von den Flüchtlingen erbaute Achtfamilienhaus steht im Höhenweg in Grötzingen. Leider hat die Stadt Aichtal seit ihrem Bestehen dieses Haus vergammeln lassen und Miete kassiert, aber nie einen Cent in dieses Gebäude gesteckt, sodass es jetzt dringend saniert werden müsste, aber die Stadt hat – wie immer – dafür kein Geld. Schaut man sich die anderen anschließend gebauten privaten Lehmhäuser an, die gerichtet wurden, wird klar, was hier alles versäumt wurde.

Durch die kleinen Wohneinheiten ist es für Einzelpersonen oder Paare, Alleinerziehende, Studenten oder Asylanten zur Unterbringung geeignet.

Der Gemeinderat ist jetzt gefordert, dieses in Handarbeit geschaffene wohl landesweit einmalige kulturhistorische Haus unserer Flüchtlinge von 1946 zu erhalten.

Vor einiger Zeit wurden 154 000 Euro veranschlagt, für acht Wohnungen. Das Gebäude Uferstraße ist als Wohngebäude nicht so alt und dafür ist viel mehr Geld da.

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