Leserbriefe

Und wie geht es ab Ulm weiter?

Klaus-Dieter Tempel, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Meilenstein für Stuttgart 21“ vom 10. Juli. Der Ulmer OB Ivo Gönner zeigte sich beim Tunnelanstich für den Fildertunnel höchst erfreut, dass es nun mit der Neubaustrecke nach Ulm vorangehe. Dabei hat er wohl vergessen oder ignoriert es, wie es ab Ulm weitergeht. Ulm ist ein Eisenbahnknoten, von dem sieben Hauptbahnen in verschiedene Richtungen abzweigen. Sollte ein Fahrgast einst auf der Schnellstrecke, die nur von Mannheim aus nach Stuttgart eine Zufahrt hat, die der künftigen Schnellstrecke nach Ulm entspricht, nach vielen Kilometern in Tunnels in Ulm in 35 Minuten ankommen und dort umsteigen müssen, dann ist Langsamkeit angesagt. Wie geht es weiter?

Nach Augsburg, zweigleisig, elektrisch, keine Schnellstrecke. Nach Kempten/Oberstdorf eingleisig, Dieselbetrieb. Nach Donauwörth/Regensburg teils eingleisig, elektrisch. Nach Friedrichshafen/Lindau zweigleisig, Dieselbetrieb. Nach Sigmaringen/Tuttlingen/Freiburg eingleisig, Dieselbetrieb. Nach Heidenheim/Aalen/Crailsheim eingleisig, Dieselbetrieb. Nach Geislingen/ Plochingen alte Strecke, nicht für Schnellverkehr ausgebaut. So endet dann die Neubaustrecke nach kurzer Fahrt eisenbahnmäßig nach allen Richtungen in der Langsamkeit, möglicherweise auch mit Anschlüssen, die nicht stimmig sind und für die Reisenden zu großen Zeitverlusten führen.

Welchen Sinn macht dann eine nur 60 Kilometer lange Schnellstrecke, für die drei Milliarden Euro ausgegeben werden sollen, vielleicht sogar mehr? Für einen Ausbau und ein beschleunigtes Reisen auf den weiterführenden Strecken fehlt dann das Geld und daran ist ja auch gar nicht gedacht. Laut Herrn Grube beläuft sich der Investitionsbedarf für die DB auf mindestens 30 Milliarden Euro. Zehn Prozent davon wird die Neubaustrecke verschlingen. Wer angesichts dessen noch an die Weisheit und Vernunft der Politiker glaubt oder der Verantwortlichen der DB, die das beschlossen haben und zum Ende bringen wollen, dem ist nicht mehr zu helfen.

Mir ist nicht bekannt, ob Herr Gönner wegen dieses doch deprimierenden Zustands im Eisenbahnnetz rund um Ulm bei der DB vorstellig geworden ist, um Verbesserungen zu erreichen.

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