Leserbriefe

Tablets und Bildung

Helmuth Kern, Neckartenzlingen. Zum Leserbrief „Tablets im Unterricht und die Gefahren“ vom 18. März. Jürgen Groschupp weist auf gravierende Risiken im Bereich von Gesundheit und Datenschutz hin. Er macht am Ende deutlich, dass Schüler und Schülerinnen durchaus über einen zielführenden Unterricht ihre eigene, kritische Meinung haben.

Diese Schüler kennen glücklicherweise noch den Unterschied zum Lernen mit herkömmlichen Mitteln und Methoden, wissen noch, was Lernen mit allen Sinnen heißt, haben noch erfahren, wie spannend eine themenzentrierte Diskussion zwischen lebendigen Menschen sein kann, wie kluge Lehrer Fachinhalte zu spannenden Entdeckungsfeldern für Kopf, Herz und Hand machen können.

Und sie spüren offensichtlich, dass Lernen, bei dem das Gegenüber eine digitale softwaregesteuerte Maschine ist, nicht unbedingt „dem Unterricht mit Stift und Papier“ überlegen ist.

Zu dieser Sicht passt ein Buch, das der 14-jährige Benjamin Neukirch geschrieben hat: „Ich und mein Handy“. In ihm macht der junge Autor deutlich, was es heißt, eine „Welt zum Anfassen“ zu erleben, in ihr zu leben und auf sie zu reagieren und dabei die eigenen kreativen Möglichkeiten zu entdecken.

Beim Thema „Digitalisierung des Unterrichts“ geht es eigentlich um einen methodischen Aspekt von Unterrichten, um das Wie.

Doch die Bildungsdiskussion in der heutigen, für viele nicht mehr durchschaubaren Welt sollte sich um Inhalte und deren Zukunftswertigkeit kümmern: also um das Was und das Wozu. Im Zentrum einer solchen Bildung und Erziehung muss das ganzheitliche Durchdringen und Verstehen der Denkgebäude der einzelnen Disziplinen stehen. Damit kann erfahren und beurteilt werden, wie Menschen die Welt ordnen und ihr Sinn geben. Und: welche Konsequenzen sich daraus für das eigene Leben in einer sich entwickelnden Gesellschaft ergeben.

Bildung – soll sie zukunftweisend sein – hat den Menschen und seine Rolle in der Gesellschaft im Blick. Wird er auf seine Rolle als Werkzeug für wirtschaftlichen, unter dem Zauberwort Digitalisierung stehenden Fortschritt reduziert, dann führt das zum Verschwinden eines selbstbestimmten, kritischen Menschenbildes, das sich an einer demokratisch- freiheitlichen Grundordnung orientiert.

Gerade dieses sollte in Zeiten, in der einfache Antworten auf schwierige Fragen Menschen begeistern können, Leitbild sein.

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