Leserbriefe

Sie brauchen Hilfe und nicht unser Mitleid

Ferzi Sarioglan, Nürtingen. Zum Artikel „Merkel: Auf keinen Fall Kampftruppen in den Irak“ vom 26. August. Traumatisierte Frauen, Männer, Kinder, alte und sogar körperbehinderte Menschen laufen über die Shingalischen Berge um ihr Leben. Wir schweigen! Manche Kinder und Alte verdursten, verhungern oder sterben durch infizierte Schusswunden. Wir schweigen! Manche von ihnen legen zu Fuß unter der brennenden Sonne mit Latschen, Schlappen oder barfuß, fast mit dem letztem Atemzug, über 200 Kilometer zurück und stoßen an der türkischen Grenze auf die sinnlose Aussage „Ohne eure Pässe kommt ihr hier nicht rein!“. Frauen werden von ihren Kindern getrennt. Tausende Frauen werden entführt, tausende Männer und Kinder massakriert. Wir schweigen! Im Internet werden enthauptete Köpfe zur Schau gestellt, von Kindern in den Händen getragen! Uns fehlen die Worte und die Welt schweigt. Und nun auch noch der enthauptete US-Journalist James Foley. Sind wir jetzt endlich wach?

Was ist passiert? Die irakische Armee und die Peschmerga lassen ihr Volk im Stich und helfen dem IS indirekt sogar, indem sie ihre Waffen zurücklassen. Wie kann es sein, dass die Guerillakämpfer von der als sogenannt „terroristisch“ eingestuften Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die syrisch-kurdischen Volksverteidigungskräfte (PYD) sich für zehntausende Flüchtlinge einen Fluchtkorridor von den Sengal-Bergen bis zur Grenze nach Rojava freigeschossen haben?

Das bestätigt auch die Abgeordnete Ulla Jelpke: „Das Wort ,grausam‘ ist weit untertrieben“. Flüchtlinge berichten von bestialischen Morden der IS. Wirksame Gegenwehr kommt nur von kurdischen Verbänden.

Für mich stellen sich dabei folgende Fragen: Wenn ein Land Waffen liefern will, an wen soll es liefern? Was ist der IS? Seit wann gibt es den IS als solchen schon? Wer gehört zu dieser Bande und wer steckt dahinter? Welche Länder unterstützen die Barbarei? Woher bekommen sie die modernen Waffen und Fahrzeuge? Woher kommt die ganze logistische Unterstützung? Was passiert mit den Mördern aus Europa, wenn sie wieder zurückkehren und unter uns leben werden? Steht der IS auf der sogenannten „Terrorliste“? Die PKK schon!

Statt der vielen Diskussionen darüber, was getan werden sollte, wäre es besser, endlich zu handeln und die dort sterbenden Völker zu retten, bevor sie ausgerottet werden. Denn sie brauchen unsere Hilfe und nicht unser Mitleid.

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