Leserbriefe

Russland – ein wirtschaftlicher Verlust?

Reiner Essl, NT-Reudern. Zum Artikel „Verbannt Russland bald deutsche Autos?“ vom 19. August. Dass Russland die Krim besetzt hat, ist nicht zuletzt eine Reaktion Putins auf die Reden unseres Außenministers Steinmeier und unseres Vizekanzlers Gabriel, die eine Mitgliedschaft der Ukraine in die EU nicht ausschlossen. Als EU-Mitglied wäre der Weg zur NATO abgesteckt; damit wäre die russische Schwarzmeerflotte auf der Krim mit einem Stationierungsrecht bis zum Jahr 2045 mit 25 000 russischen Soldaten auf NATO-Gebiet gewesen.

Man kann die Aussagen unserer Regierung als Brandbeschleuniger für die Intervention auf der Krim bewerten, ohne dass im Vorfeld ein diplomatischer Dialog mit Russland stattfand. Natürlich ist die Besetzung der Krim gegen das Völkerrecht, jedoch die Reaktion von Putin gibt zu denken, da die Krim über 170 Jahre ein Teil von Russland war und im Jahr 1954 durch eine Laune von Chruschtschow zur Ukraine kam und mit Ukrainern besiedelt wurde. Bis heute sind 60 Prozent der Menschen Russen und 24 Prozent Ukrainer, wobei man die russische Sprache verbieten wollte. Die Reaktion der Krimbewohner weckte die Begehrlichkeiten Putins, die Expansion des Russischen Reiches voranzutreiben. Die EU kann mit Sanktionen reagieren, die Russland nicht in die Knie zwingen werden.

Indessen folgt unsere Kanzlerin Obama, der nichts zu verlieren hat, da Amerika kaum wirtschaftliche Verflechtungen mit Russland hat. Unsere Wirtschaft jedoch hat ein Handelsvolumen von circa 77 Milliarden Euro und 300 000 abhängigen Arbeitsplätzen. Auch der Maschinenbau ist in diesem Handel mit zehn und die Chemieindustrie mit fünf Milliarden Euro beteiligt sowie 133 000 verkauften Autos, die mit eine Stütze unseres Wohlstandes darstellen. Auch die Landwirtschaft mit all den Produkten wird es spüren, da andere Länder die Lücke schließen können. Man sollte, bevor Deutschland noch tiefer in die Eskalation fällt, die Warnung von Eon-Chef Teyssen bedenken, da circa 6000 deutsche Unternehmen in Russland tätig sind und 36 Prozent unseres Öls sowie 35 Prozent des Gasbedarfs von Russland kommen, ob alle Wege gegangen sind.

Es ist viel fehlgelaufen bis zu dem Stand von heute und dass Deutschland mit Statements historische und politische Gegebenheiten in der Ukraine ignorierend ins Kalkül genommen hat, kann man mit fehlendem diplomatischem Gespür, aber auch als Anmaßung bewerten.

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