Leserbriefe

„Rumpelstilzchen vom Bosporus“

Hartmut Schewe, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Türkei warnt vor Religionskriegen in Europa“ vom 17. März. Ursprünglich wollte ich nur mal einige Parallelen ziehen zwischen der Gleichschaltung Deutschlands durch Hitler und Erdogans Bestreben, sich mit Volkes Stimme endgültig zum Diktator aufzuschwingen, der er ohnehin schon ist. Es gibt frappante Ähnlichkeiten.

Der Vergleich ist nicht nur zulässig, er drängt sich mit Macht auf. Dem historisch Bewanderten ist das nicht neu. Angesichts der immer wieder neuen Überraschungen werde ich mich mit den letzten befassen. Es sind so viele, wo fängt man da bloß an?

Ah, da sind doch die aus den Niederlanden eingewanderten Kühe, denen die türkische Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Wenn die Niederlande eine Rückkehr verweigern würden, drohe deren Tod und die Verteilung des Fleisches. Fragt sich nur an wen? An Erdogans Fans? Oder an die „restlichen“ zwei Drittel der Türken?

Außerdem warnt die Türkei vor Religionskriegen in Europa. Was? Schon wieder? Unsere Vorfahren haben zweimal die Türken vor Wien zurückgeschlagen, unter anderem durch ein deutsch-polnisches Heer. Soll das schon wieder losgehen? Dabei kann man überall lesen und hören, dass doch die Russen die neu auferstandenen (oder erfundenen?) Feinde wären. Da kommt man ja ganz durcheinander.

Ach ja, als neueste, aber nicht überraschende Meldung war zu lesen, dass der türkische Innenminister Soylu damit droht, jeden Monat 15 000 Flüchtlinge zu uns zu schicken, wenn wir nicht parieren. Zudem besitzt er doch die Dreistigkeit, Deutschland und die Niederlande der Einmischung in innertürkische Angelegenheiten zu bezichtigen! Da stockt einem doch der Atem!

Der Außenminister Cavusoglu stellt die EU vor die Wahl, die Visumsfreiheit zu gewähren, sonst würde das Abkommen gekündigt. Diese Erpressung muss auch nicht kommentiert werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Bundesregierung die passende und unmissverständliche Antwort findet.

Die Grenzen von Diplomatie und Geduld sind überschritten! Da nimmt ein narzisstischer Despot „sein eigenes“, das türkische Volk in Geiselhaft, fährt es aus reiner Machtgeilheit gegen die Wand und gibt es zugleich weltweit der Lächerlichkeit preis, indem er sich als neuer Atatürk aufspielt. Aber dem kann er das Wasser nicht reichen.

Stattdessen ist und bleibt er das Rumpelstilzchen vom Bosporus. So einen hat das türkische Volk mit seiner alten Kultur und Geschichte, der Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen nicht verdient, so einen nicht!

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